Rückblick, Maupihaa oder auch Mopelia genannt, gut 100sm westlich von Maupiti, 120sm westlich von Bora Bora, nur einige wenige Einwohner, einige Familien, 8km lang, 8km breit und der berüchtigste Pass in ganz Französisch Polynesien. Warum fährt man dorthin?
Genau deshalb, dieses Atoll ist eines der am wenigsten besuchten in ganz Französisch Polynesien, die dort lebenden Familien empfangen Yachties besonders herzlich, so liest man es jedenfalls. Aber erst noch mal einen Schritt zurück.
Unser Motor stirbt beim Anker auf Manöver
Wir wollen Maupiti am frühen Nachmittag verlassen, doch noch kurz bevor der Anker oben ist, stirbt unser Motor, einfach so und dass, wo wir doch morgen früh durch diesen äusserst engen und kniffeligen Pass von Mopelia wollen. Gut, dass der Anker noch eingegraben und es am Ankerplatz in Maupiti gerade fast windstill ist. Ohne Motor läuft auch unsere elektrische Ankerwinsch nicht, das ist auf Schiffen oft so, damit die starke Ankerwinsch nicht binnen Minuten die Batterien leersaugt. Wir versuchen, den Motor also erst einmal wieder zu starten, um wenigstens die Ankerkette wieder rauszulassen. Danach stellen wir fest, dass der Motor kein Gas annimmt. Jan von der 8m langen „Phoebe“, gelernter Schiffsmechaniker hilft uns bei der Fehleranalyse.
Kurz zwischendurch, Jan ist Mitte 20 und mit diesem, mal positiv ausgedrückt, sehr überschaubarem Schiff seit 2 Jahren unterwegs, alleine, also Einhand, und das durch die Magellanstrasse. Genau, unten um Südamerika herum, absolut beeindruckend. Ich muss wohl kaum sagen, dass er natürlich keinen Wassermacher, kein Radar oder AIS und keinen Kühlschrank an Bord hat. So viel zu der Frage, wie gross und wie teuer muss denn ein Schiff für eine Weltumsegelung sein? Ich würde definitiv nicht mit einem 8 Metern Schiff um die Welt segeln, Leute, die wir auf 30m + Schiffen getroffen haben, würden hingegen nicht mit 14 Metern um die Welt segeln. Die Schiffsgrösse und die Route hängen wohl vornehmlich mit der Grösse der eigenen Komfortzone zusammen.
Ein Dieselmotor ist eigentlich ein einfaches, dankbares Gebilde. Wenn er nicht startet oder kein Gas annimmt, bekommt er entweder keinen Sprit, oder er bekommt die Abgase nicht raus. Die Dieselfilter hatte ich wenige Motorstunden zuvor gewechselt, das sollte also ausscheiden. Hatten wir unseren Motor die letzten Monate zu wenig herangenommen, so dass der Abgastrakt von Russ und Kohle verstopft war? Nachdem unser Motor im Leerlauf warmgelaufen war, steigerten wir langsam die Drehzahl auf 95% der Maximaldrehzahl, um den Abgastrakt freizubrennen, aber Russ oder gar Kohlestückchen flogen bei uns nicht aus dem Abgasrohr.
Was war also unser Problem? Hatten wir doch noch irgendwo einen Rest Luft in einem der Dieselfilter oder einer der Spritleitungen und das, obwohl wir nach dem Filterwechsel und der Entlüftung der Spritleitung bereits einige Stunden den Motor benutzt hatten? Was sollten wir tun? Sollten wir jetzt Ankeraufgehen und so morgen durch den Pass fahren? Aber was sind die Alternativen, was würde sich ändern, wenn wir hier noch einen Tag warten würden? Nichts würde sich ändern. Also nahmen wir den Anker hoch und fuhren los. Wir würden rechtzeitig vor dem Pass den Motor starten, warmlaufen lassen und testen, ob er problemlos das Gas annimmt, falls nicht, würden wir notgedrungen an Mopelia vorbeifahren müssen.
Der Pass von Maupiti hat es in sich
Anderthalb Stunden später als geplant verlassen wir Maupiti, die Sicht ist noch akzeptabel, die Bedingungen für den Pass von Maupiti sind gut. Draussen sehen wir eine 65-Fuss-Yacht, die aus sicherem Abstand unseren Ritt durch den Pass beobachtet. Nach einigen Rodeosprüngen sind wir durch und die andere Yacht funkt uns an, um zu fragen, ob der Pass passierbar sei. Sahen die Bedinungen von draussen wirklich so übel aus? Wir sind inzwischen ein gut eingespieltes Team, Urte steuert und ich halte Ausschau nach den Riffen und brechenden Wellen und weise den Weg.
Wir hatten gute Bedingungen, aber ich möchte mir nicht vorstellen, mit einem halben Meter mehr Welle und 5kn mehr Wind durch diesen Pass fahren zu müssen.
Dicht neben uns brechen die Wellen am Riff, im Gegensatz zu Mopelia ist hier aber richtig viel Platz.
Die hapa na sasa kämpft sich durch einige heftige Wellen im Pass von Maupiti.
Urte steuert uns und die hapa na sasa sicher durch den Pass von Maupiti.
Auf der Überfahrt nach Mopelia haben wir so wenig Wind, dass unser Wingaker gerade eben so steht. Legt der Wind jedoch von 8 auf 10kn zu, fängt die hapa na sasa traumhaft an zu laufen. Ich bin mal wieder sehr beeindruckt, wieviel 2kn mehr Wind ausmachen und wie schön schnell unser Schiff dann läuft. Die letzten 2 Stunden schläft der Wind dann aber gänzlich ein, und wir müssen die Maschine starten. Und sie startet, als wenn nichts gewesen wäre und nimmt problemlos Gas an, spitze!
Mopelia, ein nur 30m breiter Pass mit steilen Riffkanten rechts und links und bis zu 6kn Strom gegenan.
Im Pass von Mopelia stehen bis zu 6kn Strom gegenan, er ist 300m lang und keine 30m breit. Er wird rechts und links von steilen Riffkanten begrenzt, ob die Einfahrt betonnt ist, ist nicht ganz klar, hierüber gibt es widersprüchliche Aussagen. Immerhin, soll die Tiefe im Pass über weite Bereiche hinweg unkritisch sein, nur am Ende sollte man sich auf der rechten Seite halten. Auf einigen Karten ist der komplette Pass um 200m in Nord-Süd Richtung falsch verzeichnet, nur wissen wir nicht, ob dies auf unseren verschiedenen Karten auf dem iPad der Fall ist.
Einmal in den Pass eingefahren, gibt es aufgrund der Strömung und der geringen Breite des Passes kein Entrinnen mehr, ein Umdrehen ist unmöglich. In unserer Segelliteratur liest man: dieser Pass erfordert Nerven aus Stahl und einen verlässlichen starken Motor, einen guten Ausguck und einen Steuermann, der sich am besten nur auf den Weg voraus konzentriert (keinen seitlichen Blick auf die Felsen!).
Wir tasten uns langsam an den Pass heran, Wind und Welle, sind optimal, wir hoffen, nicht mehr als 3kn Strom gegen uns zu haben. Trotzdem, mit dem Wissen, dass es kein Zurück gibt, ist die Spannung bei uns auf dem Höhepunkt. Vor der Einfahrt ist das Wasser fast komplett glatt, aber wir werden von einem leichten Strom nach Stb. versetzt. Urte steuert, ich im Ausguck, wir treffen die Einfahrt perfekt, rechts und links neben uns brechen knapp 1m hohe Wellen und dann taucht beidseitig die gelb-grünliche Riffkante auf. An dieser Kante ist das Wasser tatsächlich nicht einmal einen halben Meter tief, und es ist ist wirklich erschreckend eng. Nach der Hälfte weitet sich der Kanal, wir halten uns rechts und werden von Heerscharen von Vögeln begrüsst. Geschafft, das Wasser wird langsam tiefer, wir sind in der Lagune.
Bei wenig Wind, geringer Welle, Sonne im Zenit und mit guten Nerven ist dieser Pass durchaus machbar, bei 6kn wäre er für uns unvorstellbar. Während der Durchfahrt hatten wir keine Zeit auf unser iPad zu sehen, unser Track zeigt aber, dass zumindest die Navionics iPad Karten die Realität gut abbilden, im Pass hilft das aber nichts, hier zählt nur das Auge.
Wir durchqueren die komplette Lagune, ich vorne im Ausguck, Urte am Steuer. Die Tiefe ist zumeist um 30m und wir passieren nur wenige grosse, aber gut sichtbare Korallenblöcke. Im Südosten fällt unser Anker auf 10m Tiefe, der Blick auf grüne Palmen und einen unendlich weiten, weissen Sandstrand entlohnt uns für alle vorherigen Bedenken.
Ganz rechts im Bild ist die Passeinfahrt von Mopelia zu erahnen.
Die Einfahrt ist gefunden, der erste Teil liegt bereits hinter uns. Da der Pass nach Nordwesten orientiert ist, ist die Welle minimal.
Rechts und links wird der nur 30m breite Pass von den steilen Riffwänden begrenzt. Aufgrund des extremen Weitwinkels der GoPro die Distanzen sehen etwas grosszüger aus.
Hier ist die steile Riffkante und einer der zwei Begrenzungsstecken gut zu erkennen.
Der Pass ist geschafft, jetzt müssen wir nur noch einige wenige grosse Korallenblöcke umschiffen.
Paula geniesst die Fahrt durch die Lagune am Bug der hapa na sasa.