Wir hatten bereits viel von Vanuatu gehört und gesehen, von dem spektakulären Land Diving, den aktiven Vulkanen und den Penisköchern der dortigen Männer. Weil Vanuatu ein absolutes Highlight ist, haben wir unsere Route so geplant, dass wir zunächst an Vanuatu vorbeigefahren sind, um diesen Teil mit Franka zu erkunden.
Sushi auf der Überfahrt nach Tanna
Tanna liegt nordöstlich von Neukaledonien, tendenziell müssen wir also zurück fahren, kein Wind von hinten, keine Welle von hinten. Wir picken ein Wetterfenster, um die Überfahrt so angenehm wie möglich zu gestalten. Wir haben die Südwestküste von Neukaledonien noch nicht einmal verlassen, da haben wir schon den ersten Biss, ein Little Tunny, eine Thunfischart.
Dieser Fisch kommt gerade recht für Frankas erstes Sushi an Bord der hapa na sasa nach langer Zeit. Die Textur vom Fleisch dieses Fisches ist so unglaublich gut, das Sashimi so unglaublich lecker, so etwas habe ich noch nicht gegessen.
Nach knapp 2 Tagen laufen wir vormittags in die Bucht von Port Resolution ein. Wir haben eine Sondergenehmigung und dürfen in Port Resolution einklarieren, müssen nicht an dem haarsträubenden, fast ungeschützten Ankerplatz in Lenakel ankern. Die Bucht von Port Resolution ist aber nicht kartographiert, so dass wir uns auf Satellitenbilder verlassen müssen. Wir haben nicht einmal einen Wegpunkt, wissen aber von Freunden, dass man dort bei Südostwinden geschützt liegen kann.
Wir haben knapp 20kn Wind und kräftige Welle, Louisa steht am Ruder und ich am Bug, um den Weg zu weisen. Die Lichtbedingungen sind gut, das Wasser ist aber so trüb, dass die Tiefe überhaupt nicht abzuschätzen ist, scary, sehr unangenehm. Wir halten uns in der Mitte zwischen den seitlichen Riffen und finden hinter einer Handvoll anderer Yachten einen guten Ankerplatz. Sehr gut gemacht Louisa.
Bild Louisa am Steuer, wir sind aus der Dünung, hier ist es nur noch kabbelig.
Fussball EM in Port Resolution
Kurz nach unserer Ankunft lädt uns Stanley zum Public Viewing ein, Fussball EM schauen auf Vanuatu. Wir sind mehr als erstaunt, dass diese Spiele hier überhaupt gesendet werden. Die Erklärung ist aber denkbar einfach, Vanuatu wurde in der Vergangenheit von England, wie auch von Frankreich geführt, so dass die meisten Leute hier dreisprachig aufwachsen. Die Begeisterung für den deutschen Fussball ist gross, so dass Stanley genau weiss, wann die deutsche Mannschaft wieder spielt.
Fast pünktlich um 6 Uhr morgens sind wir oben an der Schule, hören schon aus einiger Entfernung den Generator für den Fernseher, das klassische Röhrenmodell. Standesgemäss mit Deutschland-Blumenketten setzten wir uns zu den Dorfbewohnern, geben im Halbdunkeln einem Mann den gefrorenen Mahi Mahi, den wir abends zuvor Stanley versprochen hatten.
Double Fail, nicht nur, dass wir unseren Fisch dem falschen Mann gegeben haben, wir sassen auch im falschen Spiel, Belgien – Wales. Hat eine Weile gedauert, aber dann hat uns doch einer der Dorfbewohner darauf hin gewiesen 😉
Die Mädels mit angemessener Fankleidung auf dem Weg zum public viewing in der Port Resolution Bay.
In dem grössten Raum der Schule, das Röhrenmodell beschränkt den Spass nicht im geringsten.
Der Mount Yasur auf Tanna ist einer der wenigen aktiven Vulkane auf der Welt
Wir hatten bereits fantastische Bilder vom Lava spuckenden Mount Yasur gesehen, wurden aber auch schon vorgewarnt. 100 US$ pro Person soll der Ausflug kosten, keine Übernachtung, kein Candlelight Dinner, kein Equipment, keine Träger. Man wird in einem Pickup zum Vulkan gefahren, die letzten Meter geht man zu Fuss, dann ist Staunen angesagt. Bereits in Europa sind 100 US$ viel Geld, jedenfalls für das Anschauen eines Naturwunders, was da ist, nicht gepflegt werden muss. In Vanuatu, einem sich entwickelnden Land, sind 100 US$ pro Nase sehr viel Geld.
Auch das Land Diving in Pentacoste kostet 100 US$, dort stürzen sich aber Männer und Jugendliche von abenteuerlichen Gerüsten in die Tiefe, nur gebremst von Lianen, die sie sich an die Füße gebunden haben. 100 US$, fair, hier zeigen Leute wirklichen Einsatz, mehr als das, viele haben schon mit Ihrem Leben bezahlt bei diesem Vorläufer des Bungijumpings. Leider geht die Saison des Land Divings Ende Juni zu Ende, so dass wir diese Jungs nicht bewundern konnten. Ihr könnt diese haarsträubende Nummer aber googlen: unter „land diving pentacoste vanuatu“ solltet Ihr genügend Youtube Filme finden.
Der Besuch auf dem Mount Yasur hat uns tief beeindruckt und wir würden es sofort wieder machen. Nach einer knapp halbstündigen „Taxifahrt“ über Stock und Stein im Pickup, erreichen wir den Empfangsbereich unserer Mount Yasur Expedition. Wir bekommen ein paar Sicherheitshinweise, 2 Tänze vorgeführt und dem Chief wird eine Kavawurzel überreicht, um den Vulkan gnädig zu stimmen. Traditionen wie diese haben in Vanuatu große Bedeutung. Kurz darauf geht es auch schon in die bereit stehenden Pickups, diesesmal größtenteils auf die Ladeflächen. Der Weg hoch zum Vulkan führt über noch größere Stöcke und Steine, aber die Fahrer kennen diesen Weg und bringen uns sicher kurz unter den Kraterrand.
Klassischer Formationstanz, bevor wir auf den Mount Yasur steigen.
Traumhafter Blick, traumhafte Beleuchtung – auf dem Weg zur Toilette.
Die Pickups meistern diese tracks problemlos, die Stuttgarter Modelle fehlen leider in der Fahrzeugflotte.
Wir steigen aus oder vielmehr von der Ladefläche und gehen die letzten paar hundert Meter zu Fuß zum Kraterrand. Bereits hier am niedrigsten Punkt sehen wir ein rotes Schimmern in der einsetzenden Dunkelheit. Unter uns grollt der Vulkan, noch sehen wir die Eruptionen nicht, aber wir hören sie deutlich. Es ist so, als wenn große Seen sich am Strand brechen, beeindruckend, sogar eher beängstigend. Wir stehen auf einem Pulverfass. Die Leute auf Tanna können sich so lange sicher fühlen, wie der Vulkan offen ist, fortlaufend Feuer und Lava spuckt. Gefährlich, sehr gefährlich würde es, wenn sich der Vulkan verschließen würde.
Weiter geht es entlang des Kraterrandes. Die Dämmerung geht in die Dunkelheit der Nacht über und wir können immer tiefer hineinsehen. Der Berg bebt unter uns, wir hören ein, Donnern, ein Tosen und dann folgt wieder eine dieser Eruptionen, gefühlt spuckt der Mount Yasur seine Lava immer höher, je höher wir auf dem Kraterrand kommen. Keiner sagt etwas, wir stehen einfach nur da, genießen fast ehrfürchtig den Moment und sind extrem beeindruckt.
Die 3 Mädels vom Vulkan, noch ist aber nicht viel zu sehen.
Langsam erahnen wir, wie beeindruckend dieser Vulkan ist.
Jetzt sehen wir zum ersten Mal in den Schlund dieses Ungetümes.
Zwar nur der Sonnenuntergang, aber trotzdem schön.
Eine der unzähligen Eruptionen, die wir erleben dürfen.
Die Port Resolution Bay ist der einzige Ort, an dem wir keinen einzigen Außenborder gesehen haben
Ankommen, Ankern, den Vulkan besteigen und Weitersegeln, das waren meine Erwartungen für Tanna, die Port Resolution Bay – weit gefehlt.
In der Port Resolution Bay angekommen, sind wir binnen kürzester Zeit umringt von dugouts mit Auslegern. Im ersten Moment fühle ich mich ein wenig bedrängt, Erinnerungen an die Karibik werden wach, dort poltern die ersten fliegenden Händler längsseits, noch bevor der Anker richtig sitzt. Erst auf den zweiten Blick sehe ich, dass die Leute mit diesen dugouts hier fischen. Sie setzen lange Netze, treiben die Fische hinein und holen die Netze wieder ein. Wir sehen eine Person an Land, deutlich erhöht, er scheint das ganze zu orchestrieren. Auf dem Wasser hat jeder eine bestimmte Funktion, insgesamt sind knapp 20 dugouts beteiligt.
Hier ist eine kleinere Gruppe mit Fischen beschäftigt.
Die dugouts werden noch ganz traditionell aus Baumstämmen geschlagen. Hier bevorzugt man das Holz vom Brotfruchtbaum. @Ralph: Vielleicht lassen sich dugouts auch aus heimischen Hölzern herstellen. Der Baum wird gefällt und dann mit der Axt und der Machete ausgehöhlt. Für uns erscheint es fast unmöglich, so ein grosses Volumen mit Handwerkzeug aus dem Baumstamm zu entfernen. Hier schaffen die Leute das in wenigen Tagen, nicht weil sie rund um die Uhr daran arbeiten würden, nein, die Leute hier sind extrem geschickt mit der Machete und der Axt.
Ist der Rumpf des dugouts ausgehöhlt, wird der Ausleger mit seinem Schwimmer gefertigt und mit Astgabeln und einfachen Schüren mit dem dugout verbunden. Mir kribbelt es in den Händen, am liebsten würde ich mit Stanley auch so ein dugout bauen, dazu fehlt uns aber leider die Zeit. Ok, dann wenigstens eine Probefahrt machen. Stanley hat sein dugout gerade einem Freund geliehen, fährt selber mit einem neuen aber etwas zu kleinen dugout zum Fischen, wir können es uns aber jederzeit nehmen und eine Probefahrt machen.
Das Einsteigen ist etwas kippelig, das Paddeln an sich aber easy. Kurze Zeit später gleiten wir im dugout über die Lagune, wobei die Kinder es für allerlei Schandtaten missbrauchen und viel Spaß dabei haben.
Frankas Paddeltechnik ist noch in der Optimierungsphase, dichter an der norditalienischen Gondolieritechnik als an der südpazifischen Einbaumtechnik.
Miss Paula lässt sich von mir über die Lagune paddeln.
Die Mädels zu dritt im dugout unterwegs. Wartet man zu lange, bevor man den Baumstamm aushöhlt, so haben sich bereits Insekten im Holz eingenistet. Dies führt dazu, dass das dugout später kleine Löcher hat, durch die Wasser eindringt. Selbst im Wasser quellen diese Löcher nicht zu.
Die Bay of Port Resolution hat uns schwer beeindruck mit ihren freundlichen Leuten, den dugouts, die fast täglich um uns herum ihre Netze gesetzt haben. An allen Orten, wo wir bisher waren, hatten immer einige Leute Aussenborder, auch wenn die Einheimischen selber dort unter einfachsten Bedingungen leben. Hier gibt es keinen einzigen Aussenborder, aus unserer Sicht ein absolutes Idyll.
2 Antworten zu “Vanuatu – aktive Vulkane, Land Diving, Rom Dances”
Schon mal ein interessanter Vorgeschmack auf die Cruise im September 2017. Ich bin von euren Beschreibungen und den Fotos begeistert. Danke und weiterhin viel Glück
Hans J. Heise
Vielen Dank. Bin gespannt auf Euren Cruise.
Beste Grüsse aus Kupang
Constantin