Die letzten Tage vor der Abfahrt waren durch Einkaufen, Verstauen, Vorkochen und letzte Anpassungen und Reparaturen bestimmt. Jetzt aber kam der Moment der Wahrheit, nach einem letzten Landduschen und Brot abholen wurden die Wassertanks randvoll für die Überfahrt gefüllt. Da wir uns entschieden hatten, keinen Wassermacher einbauen zu lassen, musste unser Frischwasservorrat von insgesamt 500 Litern für die nächsten 20-30 Tage reichen. Trinkwasser hatten wir ja noch zusätzlich in Flaschen gebunkert.
Start war um 12:00h vor Arrecife Lanzarote. Ablegen, jetzt kam eine gewisse Hektik bei den ca. 30 Teilnehmern der Atlantic Odyssey auf. Auch wir machten die Leinen los und waren dabei, bei diesem grossen Ding, der Atlantiküberquerung. Die Startlinie draussen wurde durch eine gelbe Boje und den riesigen Sportfisherman (sozusagen ein 20m+ Hochseeangelboot) des Marinaeigners gebildet. Wie bei grossen Regattastarts wurden wir nicht nur von den Zuschauern und Organisatoren auf dem Sportfisherman, sondern auch von Schlauchbooten mit Fotografen verfolgt, schon ein tolles Gefühl.
Ganz besonders hat uns die Verabschiedung von Brigitte und Frank und Peter und Doro gefreut, beide waren mit ihren Dinghys zur Startlinie gekommen, um uns abzuwinken.
Das Feld der Teilnehmer zog sich bereits nach wenigen Stunden auseinander, so dass wir in der ersten Nacht zwar noch einige Lichter anderer Teilnehmer sahen, bereits am nächsten Morgen waren wir aber allein, keine anderen Teilnehmer, kein Land mehr in Sicht.
Und so sieht ein Kühlschrank für 3 Wochen Atlantik aus.
Die hapa na sasa nimmt Kurs auf Martinique
Die Herausforderung war nun, den richtigen Kurs nach Martinique zu finden. Klassisch geht das so, man fährt bis die Butter schmilzt nach Süden und dreht dann auf West. Keiner hatte uns aber gesagt, ob die Butter tags oder nachts, im Schatten oder in der Sonne schmelzen sollte. In unserem Fall gab es aber noch einen ganz anderen sehr relevanten Einfluss, nördlich von Lanzarote lag ein Tief, welches sich südlich bewegen sollte. Das Tief war kein Monster, wie sie es im Nordatlantik gibt, aber auf seiner Vorderseite waren 35kn angesagt und zwar aus Südwest, das wäre genau gegen uns.
Einige crewmässig gut ausgestattete Teilnehmer gingen West und wollten von dem sehr starken Nordwind auf der Rückseite profitieren. Wir gingen auf Sicherheit und gingen Süd entlang der westafrikanischen Küste, aber nun galt es eben so schnell wie möglich nach Süden zu kommen, um von dem Tief gar nichts mehr abzubekommen. Auch wenn es bei dem mittleren Wind weh tat, den Motor anzuwerfen, so taten wir dies, um ca. 1kn schneller zu laufen um so schnell nach Süden zu kommen. Nach nur 2 Tagen hatten wir ca. ein Drittel unserer Dieselvorräte verbraucht, sollten wir weiter Motoren und für den Rest der Reise keine Reserven haben? Wir brauchten ja noch Diesel um Strom zu erzeugen und evtl. unterwegs noch mal eine Schwachwindstrecke zu überwinden. Es war also immer das Abwegen zwischen Sicherheit jetzt, d.h. möglichst weit weg vom nahenden Tief und Probleme später, d.h. keine ausreichenden Reserven für die verbleibenden 3 Wochen, das war schon spannend und etwas nervenaufreibend.
Die erste Woche gingen wir fast ausschliesslich gen Süden
In den nächsten Tagen kreuzten noch einige Warm- und Kaltfronten unseren Weg. Ein kleines Buch, welches ich wahrscheinlich mit 16 bekommen habe, hat uns geholfen diese an Hand der Wolkenformationen, Luftdruckveränderungen und Winddrehungen zu erkennen, hätte ich nie gedacht, dass dieses Buch auf dieser Reise so wertvoll wird.
Cirren wie sie im Bilderbuch stehen.
Wir gingen Süd, Süd, Süd aber der Wind wollte einfach nicht auf Ost drehen, so wie es der Passat eigentlich tut. Am 6ten Tage drehte der Wind endlich auf Nord und dann sogar auf Nordost, wir waren bereits auf 20Grad Nördliche Breite, das ist bestimmt der lang ersehnte Passat.
Wir änderten also unseren Kurs auf West-Süd-West, Martinique wir kommen. Leider hielt unsere Freude nicht einmal 3 Tage, denn der Wind war unstetig und drehte und der Himmel zeigte keine Passatwolken. Entscheidung, wir gehen noch weiter nach Süden, bis wir den Passat endlich finden. Bei 19Grad 10Minuten nördlicher Breite, sahen wir endlich unserer ersten Passatwölkchen, so, als wenn eine Dampflock vorbei gefahren wäre.
Wolken, Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge während unserer Atlantiküberquerung
Sonnenauf- und Untergänge jeden Tag etwas anders aber immer wieder wunderschön
Dieser Sonnenuntergang sieht apokalyptisch aus, war er aber nicht.
Nach einigen Tagen hat sich das Leben auf See eingependelt
Seekrankheit, Langeweile, Schule, wie ging es uns eigentlich sonst so? Mögliche Anflüche von Seekrankheit haben die Mädels diesmal präventiv mit einigen spanischen Tropfen behandelt. Je länger wir segelten, desto weniger sahen wir die Kinder im Cockpit. Neben dem fast täglichen Schulunterricht wurde unter Deck wurde kräftig gemalt und gebastelt und dass, obwohl es dort immer wärmer wurde. Von einfachen Bildern, über Weihnachtskarten, Adventskalendern, bis hin zu Essen aus Papier für einen kompletten Imbissstand wurde alles gebastelt.
Unser treues Crewmitglied Herr Grasskopf eines unserer Geschenkle von unseren lieben Freunden in Deutschland.
An einem Nachmittag wurden wir von den Drei Damen vom Imbissstand, Frau Lohres, Frau Lachmann und Frau Meier, mit leckeren Burgern, Pommes und Kibbeling überrascht.
Paula ist immer kräftig beim Backen dabei, vor allem Minipizzen für die Kids kommen gut an.
Manchmal landen nachts Minicalamari auf unserem Deck, wenn wir sie jedoch morgens finden, sind sie bereits nicht mehr zu retten.
Fliegende Fische haben mich tief beeindruckt. Sie sind bis zu 20cm lang und steigen blitzschnell aus einer Welle auf, fliegen eine Weile kurz über den Wellen, um dann scheinbar wahllos wieder in die See einzuschlagen. Fliegende Fische gehörten zu den schönsten Erlebnissen auf See. Hier ein Bild eines leider toten Exemplares, die lebenden waren zu schnell für mich und meine Kamera.
1.500sm Halfway Party mitten auf dem Atlantik
Die Halbzeit unserer Atlantiküberquerung wurde natürlich gebührend gefeiert. Urte hatte tags zuvor offiziell mit Einladungskarten dazu eingeladen. Jeder wurde aufgefordert etwas mitzubringen, da waren dann selbst gebackene Muffins, Chips, Sprite, Gummibärchen und Salzstangen und dass wo wir schon mittags herlich gegessen hatten. Ein ganz besonderer Höhepunkt war das Paket von Peter und Tania mit Currywurst in der Dose, Sonnenblumenbrot aus der Dose, Braunschweiger Mummen und vieles mehr. Vielen vielen Dank euch zweien.
Gennaker segeln und Squalls haben unsere dritte Woche auf dem Atlantik bestimmt
In der dritten Woche nahm der Wind etwas ab und wir waren sehr dankbar, dass wir Anfang des Jahres einen Gennaker gekauft hatten. Der Gennaker ist ein asymmetrisches Vorsegel, welches mit achterlichen Winden, das heisst Wind von hinten gefahren wird.
Zum Abschied gab es in der dritten Woche noch einen Squall mit 35kn. Dieser Squall war schon auf dem Radar deutlich grösser, als alles was wir vorher gesehen hatten. Statt einer Tiefe von 2sm war dieser 8sm tief.
Urte hatte morgens in Ihrer Wache bereits die Segel kräftig reduziert und da dümpelten wir also und warteten auf den Wind und weil er nicht kam, war ich fast geneigt, die Segelfläche wieder ein bisschen zu vergrössern.
Keine 15 Minuten war er da, heftige Böen und apokalyptischer Regen, der sogar die Wellen glattzubügeln schien.
Abfallen, keine Halse machen und Abwarten, Urte hat hervorragend gesteuert und ich hatte sogar Zeit einen kleinen Film mit der GoPro zu machen. Leider ist das Internet hier so mager, dass Ihr noch ein bisschen auf dem Film warten müsst.
500, 200, 100 Meilen, dass waren vorher riesige Distanzen für uns, jetzt waren es fast Katzensprünge, nachdem wir bereits über 2.500sm am Stück gesegelt waren. Verrückt, wie sich doch die Perspektive verschiebt. Die Ankunft rückte näher, wie haben das Boot von oben bis unten aufgeräumt und geputzt, uns geduscht und dann rochen wir es, aber das kennt ihr ja schon.
Aber hier noch einige Bilder, die nach unserer Ankunft enstanden sind.
Unterwegs haben wir dank sehr guter Proviantierung und frisch gefangenem Fisch sehr gut gegessen, aber ein Obsttörtchen hat uns in Martinique dann doch gelockt, indulgence.
Obwohl wir die Willkommensparty am 10. Dezember 2014 verpasst hatten gab es an den folgenden Abenden weitere Willkommensparties mit Livemusik, teilweise sogar mit Tanzeinlagen traditioneller Tänzer.
Nach unserer Ankunft ging es auf den lokalen Obst- und Gemüsemarkt. Dort ist Urte das ein oder ander Obst und Gemüse in die Einkaufstasche gesprungen. Bei den meisten hatte wir zu Hause bereits vergessen wie es heisst, wussten aber immerhin noch wie es zu verabeiten war.
… und Blumen gab es dann natürlich auch an Bord.
Die hapa na sasa in Martinique im Port du Marin fest am Steg
4 Antworten zu “Die Atlantiküberquerung mit unserer hapa na sasa”
Liebe Urte, lieber Constantin, liebe Kids !
Herzlichen Glückwunsch zu eurer Atlantiküberquerung.Wir haben Euren Weg mit Spannung vefolgt und freuen uns ,dass Ihr wohlbehalten Euer erstes Ziel erreicht habt. Nun wünschen wir Euch frohe Weihnachtsfeiertage und ein gutes,gesundes neues Jahr .
Herzliche Grüsse Familie Voß
Hallo Herr Goth,
ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch. 🙂
Viele Grüße
Susann Wiechmann
Liebe Familie Groth,
…bin durch Zufall auf Ihren Blog gestossen. Tolle Sache und bewundernswert… Respekt!
Werde mich einmal im neuen Jahr in Ruhe durch “Ihr“ letztes, halbes Jahr lesen und inspirieren lassen. Habe auch so ein paar Ideen im Kopf. Noch fehlt mir allerdings Ihr Mut, diese auch einfach umzusetzen. Mal schauen. Neues Lebensjahr (jo, tatsächlich heut), neuer Schwung?…
Wir, Anja, Paula (!) und Guido, wünschen Ihnen und Ihrer Familie einen guten Rutsch ins neue Jahr, Gesundheit und innere Ausgeglichenheit, um die weiteren Abenteuer die vor Ihnen liegen, meistern zu können.
LG aus dem Pott
Hallo,
schön das ihr die Überquerung gut überstanden habt 🙂
Liebe Grüße auch von meiner Familie
Alexandra