Laut Wikipedia liegt Wailagilala, übersetzt „kein Wasser oder Regen“, gerade einmal 3m über dem Meeresspiegel und soll zu einem Top Luxusresort entwickelt werden. Auf der Webseite des Luxusresorts heisst es: „Reisen Sie mit unserem Helikopter an, und geniessen Sie Ihre eigene Insel.“ Was haben wir zu erwarten? Sollen wir uns telefonisch erst einmal anmelden?
Wir melden uns nicht an, sondern fahren einfach hin!
Wailagilala crystal clear water so unglaublich türkis
Am Vorabend verabschieden wir uns von Kaija und Gary und haben kurz nach Sonnenaufgang bereits ein paar Palmen voraus, die auf einem kleinen Sandfleck mitten im Pazifik stehen. Auf der Fahrt beisst ein kleiner Bonito an, ca. 50cm, fürs Sushi, einen kleinen Barrakuda lassen wir wieder frei, und einen grossen Fisch verlieren wir samt Köder. Das mit dem Köder gelieferte Vorfach, d.h. die ersten 1,5m Leine, sind gerissen. In der nächsten Stunde wechsele ich alle Vorfächer der neuen Köder.
Der Pass im Riff von Wailagilala ist breit und gut sichtbar, in der Lagune keine weiteren Hindernisse zu erkennen. Vor uns sehen wir diese Insel, weisser Sand, Palmen und davor ein Streifen türkisen Wassers. Angeblich soll die Wassertiefe dort 3m sein, auch bei Niedrigwasser? Der Meeresboden steigt von 10m steil an, wir tasten uns ganz langsam voran, die Hand am Rückwärtsgang und tatsächlich stabilisiert sich die Tiefe bei 3m. Auch wenn 3m für uns nicht üppig sind, entscheiden wir uns, hier zu ankern, das türkisblaue 3m tiefe Wasser sieht einfach so viel cooler aus, als das dunklere 10m tiefe Wasser. Mann, sind wir verwöhnt!
An Steuerbord ist das Riff gut zu erkennen.
Unglaublich, diese Wasserfarbe. Leider haben wir es dann doch verpasst, ein Bild aus dem Masttop zu machen. Es war dann einfach zu ‚rolly‘.
Gut zu erkennen: die Ankerposition der hapa na sasa.
Nach Top Luxusresort sieht es nicht aus, ist diese Insel überhaupt bewohnt?
Vom Schiff aus sehen wir 3 Häuser, aber nach Top Luxusresort sieht das hier nicht aus. In der Lau Gruppe ist es üblich, dem Chief als Gastgeschenk eine Kavawurzel zu bringen, wir haben vom Sevusevu gelesen, der Zeremonie, bei der der Gast vom Chief auf der Insel aufgenommen wird. Eine Zeremonie verlangt ordentliche Kleidung, langer Rock und bedeckte Schultern, auch für den Mann. In Savusavu hatte ich mir noch einen Sulu, so heisst dieser Rock, gekauft. Ein feiner Zwirn aus dunkelgrauem schweren Stoff, sogar mit Taschen, dazu ein Bula-Fiji-Hemd. Mann, so gut gekleidet war ich das letzte mal vor knapp zwei Jahren im Büro. Nein, dort natürlich nicht im Rock und buntem Fiji-Hemd.
Dressed up steigen wir mit unserer Kavawurzel ins Dinghy, für den Fall, dass doch jemand auf der Insel wohnt. Am Strand angekommen, entdecken die Kinder sofort frische Traktorspuren, wir gehen erst einmal in die falsche Richtung, erkunden dabei zwei der Häuser, die wir vom Schiff aus gesehen haben. Die Webseite hatte bei mir andere Erwartungen geweckt.
Wir drehen um und kommen an zwei weiteren Häusern vorbei, diese wurden jedoch von „Winston“ völlig zerstört, unglaublich wie er hier gewütet haben muss. Wir gehen weiter und kommen ins Camp und werden von Harry begrüsst, kurze Zeit später kommt noch Mike hinzu. Der dritte Mann ist gerade auf der Nachbarinsel Vanuabalavu, schlappe 25sm, 40km mit einem offenen Boot mit 40PS Aussenborder und einem einfachen Kompass. Später stellt sich heraus, dass sie mit diesem Boot auch nach Taveuni fahren, Taveuni ist über 40sm entfernt, 70km offene See, ultra krass!
Wir überreichen Harry unsere Kavawurzel, wenig zeremoniell, aber was erwarten wir? Harry und Mike arbeiten hier auf der Insel und haben nach der fatal zerstörerischen Wirkung von „Winston“ alle Hände voll zu tun.
Paula freut sich diebisch, dass ich mir gleich das Röckchen anziehen darf.
Schnieke, der Skipper im Rock.
Zuerst sehen wir zwei unbewohnte Häuser des Resorts.
Kleines Gruppenbild auf der Suche der Einwohner von Wailagilala.
Hier sind Pfadfinderqualitäten gefragt.
Wir finden erste Zeichen der Bewohner, eine gute Stihl Kettensäge aus dem Schwäbischen.
Dieses Haus wurde von „Winston“ vollkommen zerstört.
Auch von diesem Haus ist nicht viel übrig geblieben.
Was macht dieses Mobiltelefon hier, sicherlich kein Übrigbleibsel von „Winston“. Ist dies etwa die einzige Stelle der Insel mit Netzempfang, wir haben hier jedenfalls kein Netz.
Harry, Mike und den unaussprechlichen dritten Namen haben wir vergessen, sorry.
Tauchen mit Louisa in Wailagilala
Freunde haben uns einen Tauchgang am Pass von Wailagilala empfohlen, sogar mit GPS Koordinaten für den drop in. Wir nehmen unser Dinghy, packen Louisas und mein Gear ein und fahren raus zum Pass von Wailagilala, knapp 2sm, gut 3km, gegen den Wind. Wir sind genau zur richtigen Zeit vor Ort, Stillwasser bzw. der Beginn des auflaufenden Wassers. Paula mag es hier draussen gar nicht, sie möchte am liebsten gleich wieder zurück zum Schiff. Vom Dinghy aus schaue ich mit Taucherbrille, was sich da unten im Pass alles tümmelt, schaue an mehreren Stellen, aber ich sehe nur einen Rochen und einen kleinen Hai, das Wasser ist nicht sehr klar, vielleicht sind wir doch noch zu früh. Paula ist es hier draussen aber gar nicht wohl, so dass ich sie nicht mit Urte während unseres Tauchganges hier im Dinghy warten lassen möchte. Wir brechen ab und fahren zu einem grossen Korallenblock nur einige hundert Meter entfernt von der hapa na sasa.
Louisa und ich haben einen entspannten Tauchgang, dieses Mal wirklich komplett auf uns gestellt, weit ab von jeglichem Support. Wir sehen viele verschiedene Fische in wunderbaren Korallen und eine fette Moräne in einem Spalt eines kleineren Korallenblocks. Paula und Urte erschnorcheln die Rückseite des grossen Korallenblockes. Nach Louisas und meiner Rückkehr nehme ich Paula noch einmal mit, sie an meinem zweiten Atemregler. Wir unternehmen einige Versuche auf zwei Meter zu tauchen, aber Paula hat noch Probleme mit dem Druckausgleich.
Die hapa na sasa vor diesem unbeschreiblichen Hintergrund.
Die hapa na sasa rollt übelst in der Lagune von Wailagilala
Als wir in Wailagilala angekommen sind, war fast kein Wind, inzwischen hat der Wind aufgefrischt, auf 10kn, also nicht wirklich viel. Leider kommt der Wind südlicher als angesagt, es bildet sich eine unangenehme Windsee und vor allem schwappt der Schwell in die Lagune. Die hapa na sasa liegt viel zu oft quer zur Welle, auch wenn diese nur gut 50cm hoch ist, rollen wir übelst und zwar so, dass uns einige Dinge unter Deck umherrutschen. Eigentlich würde ich unter diesen Bedingungen sofort abfahren, aber insbesondere nach dem Tag im Wasser, möchte Paula noch einen Tag am Strand verbringen. Ich mache unseren Zweitanker klar, 21kg Delta, der sonst in Louisas Kabine verzurrt ist. Ich spare mir den 10m, 22kg schweren Kettenvorläufer, befestige die Ankerleine direkt am Anker, der Meeresboden ist reiner Sand, keine Korallen, keine Gefahr für unsere Leine. Louisa und ich bringen den Heckanker mit dem Dinghy aus und ziehen das Schiff gegen den Wind in die Welle. Da es hier ja nur 3m tief ist, verziehe ich den Anker tauchend unter Wasser noch ca. 15m Meter nach Luv, noch besser. Der Heckanker hält uns in der Welle und es wird umgehend deutlich angenehmer, weit weg von ruhig, aber für weitere 36h muss es so gehen, zwei unruhige Nächte.
Wer kann diesem Anblick auf Wailagilala widerstehen?
Zimtrollen für die Jungs von Wailagilala
Am nächsten Morgen bringen wir den Jungs von Wailagilala ein Blech von Urtes frisch gebackenen Zimtschnecken. Später stellen wir fest, dass wir Harry mächtig unterschätzt haben, er ist nicht nur der Kopf der Crew hier, sondern auch der Koch. Hier gibt es kein neuseeländisches Corned Beef direkt aus der Dose, wie wir es an anderer Stelle erlebt haben, sondern Harry backt sogar sein eigenes Brot.
Urtes Zimtschnecken werden trotzdem herzlich willkommen geheissen. Bei einem Glas Wasser stellt sich heraus, dass Mike, für 3 Jahre für Emirates in München gearbeitet und in der Zeit am Killesberg, einer der besten Wohngegenden in Stuggi, gewohnt hat, von dort täglich nach München gependelt ist. Welch eine Überraschung, wir waren sozusagen Nachbarn. Hier am äussersten Ende von Fidschi, treffen wir diesen weitgereisten Fidschi, der inzwischen in Suva lebt und dort ein kleines Taxiunternehmen hat. Wow, habe ich mich verschätzt, als ich diesen mächtig korpulenten kleinen Fidschi mit abgerissenen T-Shirt und Shorts gesehen habe.
Ich habe die Ehre, die Zimtschnecken zu tragen.
Paula bestaunt Harrys Brotofen.
Flip Flops und Pastikflaschen
Wir fragen, wie wir Harry und Mike helfen können, z.B. hatten sie erwähnt, dass wieder Unmengen an Plastikmüll angeschwemmt wurden. Ob wir den Plastikmüll am Strand zusammen sammeln sollen? Unser Angebot wird sofort angenommen, sie sammeln regelmässig den angeschwemmten Müll und freuen sich sichtlich über unsere Hilfe und die Abwechselung. Mike fährt den Traktor. So wird das nichts, eigentlich ist Mike hier, um Gewicht zu verlieren und davon hat er mehr als genug. Mike wollte hier nur zwei Wochen bleiben, jetzt plant er zwei Monate zu bleiben, weil es hier so traumhaft ist, nicht wegen seines Gewichtes.
Binnen kürzester Zeit haben wir den ersten Sack voll, Flip Flops, Plastikflaschen, mit und ohne Deckel, Kinderspielzeug, Stücke eines dicken Taus, eine Tube Sonnenmilch, eine Taucherflosse, ein Fangkorb eines Rasenmähers und und und, nichts was wir nicht finden. Das Ranking wird jedoch klar von Flipflops angeführt, leider scheinen die Leute aber immer nur einen Flip Flop zu verlieren, nie ein komplettes Paar, das wäre einfach zu schön gewesen, geben doch meine bereits reparierten Flip Flops aus Panama gerade auf.
Nach einem Bruchteil des Strandes von Wailagilala haben wir 4 grosse Säcke mit Plastik zusammen gesammelt, gleichzeitig auf dem Anhänger des Traktor ordentlich Holz vom Strand geholt. Der Müll und das Holz wird in eine Grube gekippt und verbrannt.
Bevor wir wieder zurück an Bord gehen, verwöhnt uns Harry noch mit Fruchtsaft und schenkt uns zwei grosse Stücke eines Dogtooth Tunas, den sie vor kurzem in der Lagune gefangen haben. Für den Abend lädt Harry uns zum Bonfire am Strand ein, denn wir wollen oder vielmehr müssen morgen fahren.
Wir sammeln ordentlich Müll mit den Jungs von Wailagilala.
Louisa und Paula machen eine kleine Pause und lassen sich auf dem Anhänger ziehen.
Ein Selfi muss auch auf Wailagilala sein.
Unglaublich, wieviel Müll wir auf dieser kurzen Runde gesammelt haben.
Kava und Stockbrot am Bonfire am Strand von Wailagilala
Kurz vor Sonnenuntergang kehren wir zurück zum Strand. Harry hat bereits Holz für ein schönes grosses Feuer zusammengestellt. Urte und die Kinder haben Stockbrotteig vorbereitet, als Sundowner haben wir Saft dabei, sicherer, man weiss nie wie Alkohol auf diesen Inseln gehandhabt wird.
Zu unserer grossen Überraschung und Freude hat Harry unsere Kavawurzel gemahlen, vorbereitet für den Kava. Irgendwie hatte ich mit Kava ein Heissgetränk assoziiert, der Kava hier wird kalt zubereitet und getrunken. Die Zubereitung ist einfach, das Pulver wird in ein Tuch gegeben und immer wieder durch eine Schüssel mit Wasser gezogen und ausgewrungen. Harry verdünnt den Kava mehrmals mit Wasser, wahrscheinlich für uns für einen sanften Einstieg. Harry trinkt zuerst selber und bietet uns dann den Kava an, der Geschmack ist ungewohnt erdig. Die dritte und folgenden Schüsseln lehne ich ab, nicht weil der Kava nicht schmeckt, sondern weil mir der Ankerplatz hier zu unruhig ist, und ich alle meine Sinne beisammen halten möchte, falls wir hier doch in der Nacht aufbrechen müssen.
Unser Bonfire ist schon aufgestapelt, im Hintergrund liegt die hapa na sasa vor Anker. Auch wenn der Anker sitzt, beunruhigt mich die starke Bewegung des Bootes.
Urte mit Louisa und Paula im Feuerschein.
Harry bereitet die traditionelle Kava-Zeremonie vor.
Zurück am Boot ist das Wasser so unruhig, das heisst die Bewegung der See am Heck so heftig, dass wir uns nicht vorstellen können, unter diesen Bedingungen den Motor und das Dinghy am Heckbügel hochzuziehen. Aktuell ist Hochwasser, heute Nacht ist Niedrigwasser, Paula schlägt vor, dass wir uns ja heute Nacht wecken können, um dann das Dinghy hochzuziehen, so machen wir es. Nachts um kurz nach eins wecken wir die Kinder, ohne Murren wird der Schlaf aus den Augen gerieben. Die Bewegung des Dinghys hinter der hapa na sasa ist immer noch heftig, aber besser als gestern Abend und noch besser wird es in absehbarer Zeit nicht. Zusammen ziehen wir erst den Motor und dann das Dinghy hoch. Als ich mit dem Verzurren des Dinghy fertig bin, schlafen die Kinder bereits wieder. Ich bin stolz auf meine tolle Crew.
Knapp 3 Tage waren wir in Wailagilala und haben eine fantastische Zeit mit Harry und seinen Jungs verbracht. Gerne wären wir länger geblieben, hätten mehr Zeit mit Harry verbracht, hätten noch einen Versuch gestartet,in den Pass zu tauchen. Danke Harry, danke Mike für Euer herzliches Willkommen auf Wailagilala.
4 Antworten zu “Wailagilala 3m über dem Meeresspiegel, 23m bis zu den Palmenspitzen”
Der Bericht über dieses Atoll gefällt mir ausnehmend gut, wire auch alle vorigen Artikel.
Lieber Constantin, liebe Urte,
liebe Franka, Louisa und Paula
mit großer Begeisterung sehen wir uns wieder einmal Eure tollen Fotos und Berichte an. Gerade haben wir die Großmama verabschiedet, es war sehr schön mit ihr und Alexandra hat viel mit ihr gearbeitet, an ihren Memoiren.
Mit großer Bewunderung von uns allen und seid froh, daß Ihr nicht gerade in diesem Regensommer hier in Bayern und allgemein seid.
Wir denken oft an Euch und weiterhin traumhafte und gut beschützte Zeiten.
Von uns allen herzliche Grüße,
Alexandra, Max, Marie-Theres, Leonhard und Anton.
Liebe Waldaus,
schön von Euch zu hören, wir haben schon wieder einen grossen Sack voller Erlebnisse und toller Fotos, nur fehlten in den letzten Tagen die Zeit zum Schreiben.
Euch alles Gute
Constantin
Hallo noch einmal an Euch alle, besonders aber an
die Girls!
… ich hatte schon bez, Blog von heute – 19.6. 2016 –
einen Kommentar geschrieben … ob der wohl an-
kommt?? … da hatte ich diese Superfotos von
Wailailala — ooops— noch nicht gesehen … einfach
Spitze — lapidar ausgedrueck — traumhaft!!
Liebe Gruesse aus einem winterlichen Joburg!!