Gemeinsam mit der „Miss Behaving“ und der „Por Dos“ sind wir nach Weihnachten nach Soufriere aufgebrochen, einem Ort din der Nähe der Pitons. Der Gros Piton und der Petit Piton sind über 2000 Fuss hohe Vulkankegel, die direkt aus dem Meer ragen. Diese Vulkankegel sind entstanden, als vulkanisches Gestein aus der Erde emporstieg, dieses aber wieder erstarrte, bevor es zu einem speienden Vulkanausbruch kam.
Da die „Miss Behaving“ und die „Por Dos“ deutlich schneller als wir sind, brachen wir in der Rodney Bay als erste auf, doch das nützte uns nicht viel. Nach kurzer Zeit kam von hinten die „Miss Behaving“ angerauscht und Justin und Crew überzogen uns mit einem Hagel aus Wasserbomben. Einige trafen uns sehr präzise und sorgten für eine angenehme Erfrischung.
Lunch in der Marigot Bay
Mittags hatten wir uns in der Marigot Bay verabredet, einem Küsteneinschnitt mit einer Breite von nicht einmal 150m und einer kleinen Marina am Ende, kleine Marina, in der aber auch das ein oder andere 50 Meter Format liegt.
Dort angekommen hiess es Ankern, nur so viel, wir waren nicht die einzigen, es war verdammt eng, der Boden fiel zur ausgebaggerten Fahrrinne rasant ab (was ein Ankern an der Kante unmöglich machte) und es lagen einige grosse Steine auf dem Grund. War das schon ein Vorgeschmack auf die eyeball-navigation? Eyeball-navigation, d.h. auf Sicht fahren, dort wo man sich auf das Kartenmaterial nicht mehr verlassen kann, aber das hatten wir erst in abgelegeneren Gebieten erwartet. Als ich 2-3m neben mir am Bug unter Wasser einen grossen Stein sah, wurde schnell klar, dass wir angekommen sind, eyeball-navigation, wie tief mochte der Stein wohl liegen? Ausprobieren wollte ich es nicht, also bat ich Urte schnell von diesem Abstand zu nehmen. Nach einigen Versuchen, ich wollte schon fast weiter fahren, sass der Anker, zur Sicherheit Tauchermaske auf und Anker abtauchen, passt und sitzt. Das Manöver war an diesem Tag definitiv die erste Erweiterung der Komfortzone und sollte nicht die letzte bleiben.
Das sieht hier ganz geräumig aus, war es aber definitiv nicht.
Nach dem Lunch ging es weiter zu den Pitons in der Nähe von Soufriere. Bereits von weitem sahen sie beeindruckend und majestätisch aus, diese grünen Kegel.
Dort angekommen hiess, es Schiffe festmachen. Justin hatte bereits angedeutet, dass wir vorne an einer Mooring, einer Art Boje, und hinten einfach ein laaanges Seil an einem Baum an Land festmachen würden. Justin war als erster vor Ort, über Funk hörten wir, dass alle Moorings besetzt waren und ein Boat Boy uns beim Ankermanöver helfen würde. Boat Boys sind lokale Helfer, die mit ihren manchmal abentuerlichen schwimmenden Untersätzen von der Entsorgung des Mülls, der Wäsche, Lieferung von Wasser und Diesel, bis hin zur Hilfe beim Festmachen sämtliche Dienstleistungen zu nicht eindeutig absehbaren Konditionen anbieten.
Wir fuhren auf seine Anweisung rückwärts gen Land, Urte am Steuer ich am Anker, der Boden fällt rasant ab, d.h., wir kommen immer näher an Land und haben immer noch 80m Tiefe. Dann, wir sind auf 20m, das Kommando vom Boat Boy, den Anker fallen zu lassen. Wenn wir jetzt noch Kette rauslassen würden, könnten wir bestimmt mit einem grossen Schritt direkt aussteigen, hätten in dem Moment aber Ruder und Kiel eingebüsst!? Vertrauen in den Boat Boy, der macht das sicherlich nicht zum ersten Mal, klar Justin und Mark hatten schon fest gemacht ;-). Wir sollten nun rückwärts Gas geben, um den Anker einzufahren, Urte Übergab ihm am Heck unsere längste Leine, wir waren vielleicht noch 25m vom Strand entfernt. Er machte die Leine am Baum fest und ich zog den Anker mit der Ankerwinsch fest, bis diese sich vor klagendem Geräusch fast nicht mehr drehte, immerhin 1 kW. Der Boat Boy mit dem Namen Captain Bob meinte, das wars, sitzt doch! Take it easy, man! Auch wenn der Wind uns aktuell noch vom Land weghält, was würde passieren, wenn er dreht? Würde der Anker wirklich in dem steilen Grund halten? Wenn nicht, hätten wir auf Grund der extremen Nähe zum Land wohl keine Möglichkeit schnell genug zu reagieren. Also, Maske auf und rein ins Wasser und nachsehen. Aber Fehlanzeige, der Anker lag so tief, dass ich ihn beim besten Willen nicht sehen konnte. Was hilfts, wir vertrauen auf die Erfahrung von Captain Bob, dieses ist sein Revier. Das ist heute wohl die zweite und definitv noch grössere Erweiterung der Komfortzone.
Gleich im Anschluss an unser Ankermanöver wollte der Boat Boy uns einen Ausflug für den nächsten Tag verchecken, ich verwies ihn auf Justin von der „Miss Behaving“, denn er hatte den nächsten Tag Geburtstag; er war der Mann der entscheiden sollte. Wenig später hatten wir das verhandelte Angebot mit 60€ je Erwachsene, 20€ je Kind, für den Besuch eines lokalen botanischen Gartens, Kakaoplantage, Vulkanmuseum, Baden in heissen Quellen und ein Mittagessen. Das Programm hörte sich gut an, aber für den Preis musste es ja etwas Grosses sein. Am nächsten Tag entscheiden wir uns, alle zusammen den Ausflug zu machen, und mit dieser Entscheidung sollten wir auch sicher sein, dass gut auf unsere Boote aufgepasst würde.
Ausflug zum Botanischen Garten, stinkendem Vulkanschwefel und einer Kakaoplantage
Am nächsten Morgen kam Captain Bob vorbei und brachte uns Brot und Bananen zum Frühstück, oh, hätte ich fast vergessen, das war auch im Ausflugspreis inklusive.
Um 10h gings dann mit seinem Boot zum Anleger in Soufrier, dort stiegen wir zu fünfzehnt in den Bus eines Freundes von Captain Bob.
Ich muss wohl nicht dazu sagen, dass der Bus die Grösse eines VW Busses hatte. Jetzt ging es steil bergauf, meist mit hoher Drehzahl im ersten Gang, unterwegs viel Informationen zur Vegetation, einem kurzen Stop um die Kakaofrucht zu probieren. Nein, die Kakaofrucht schmeckt nicht nach Schokolade, wäre ja auch unerhört wenn in St. Lucia Schokolade von den Bäumen wachsen würde. In der Frucht befindet sich die Kakaobohne an denen das weisse, süsse essbare Fruchtfleisch hängt, sehr lecker. Um an den Kakao zu kommen muss man die Kakaobohnen aber erst rösten, das ist also etwas grösseres. Dann oben angekommen, besuchen wir einen botanischen Garten. Aber warum müssen wir hier noch einmal Eintritt zahlen? Abgesehen von diesem kleinen „Zwischenfall“ haben wir dort oben eine sehr interessante Führung durch die Pflanzenwelt (wie sieht eine Ananaspflanze aus?) bekommen und die herrliche Aussicht genossen.
Die Crews der Miss Behaving, Por Dos und der hapa na sasa.
Anschliessend ging es zum Vulkanmuseum und zu einem kleinen Krater, wo der Schwefel durch Spalten aus der Erde quillt. Klar, begleitet durch übelsten Gestank vom sich bildenden Schwefelwasserstoff, riecht es nach verfaulten Eiern.
Muss ich erwähnen, dass wir auch hier noch einmal Eintritt zahlen durften und das auf europäischem Niveau? Dafür gab es aber wieder eine Führung durch einem sehr kompetenten Guide, der wirklich alle unsere Fragen detailliert beantworten konnte, wirklich toll. Im Anscchluss durften wir noch in die warmen Quellen, inkl. einem kleinen Wasserfall, sozusagen die warme Dusche, bei der man keine Münze nachwerfen muss und somit auch nicht das warme Wasser im meist unglücklichsten Moment stoppt. Zurück in Soufriee ging es in das Restaurant eines Familienmitgliedes von Captain Bob zu einem eher einfachen Mittagessen.
Insgesamt war es ein toller Tag mit vielen interessaten Einblicken dank der guten Führer. Finanziell muss man das Thema aber als einen Akt der Entwicklungshilfe abhaken und in Zukunft die Angebote von Boat Boy a la Captain Bob intensiver hinterfragen. Nachdem wir noch nachmittags ausklariert hatten, konnten wir direkt am nächsten Morgen früh den Anker lichten und vorbei an St. Vincent nach Bequia segeln. Captain Bob war in der Frühenoch nicht da, also schwamm Urte ans Ufer, um unsere Heckleine vom Baum zu lösen. Allerdings sass unser Anker so fest, dass wir einige Anläufe, vorwärts – rückwärts – seitwärts – brauchten, um ihn frei zu bekommen. Nach einem wunderbaren Segeltag mit kräftigem Wind erreichten wir am Nachmittag die Admirality Bay auf Bequia.
Und wo war jetzt der angekündigte Besuch auf der Kakaoplantage? Das muss wohl der kurze Stop von unserem Fahrer gewesen sein, als er eine Kakaofrucht vom Baum gepflückt hat, sie für uns geöffnet hat und wir das süsse Fruchtfleisch probieren durften, not too bad 😉
Eine Antwort zu “Liegeplatz an den Pitons und erste Erfahrungen mit Boat Boys”
Hallo Constantin,
grandios, jetzt seid Ihr im Paradies angekommen. Hier in Weissach ist es nicht ganz so schön.
Ich wünsche euch weiterhin eine tolle Zeit im Paradies.
Mit winterlichen Grüßen aus der Heimat
Bernd