Ich glaube ich habe Angelverbot für die nächsten Tage oder länger? Am Samstag sind wir nach Bonaire aufgebrochen. Da Venezuela ein NoGo ist (im letzten Jahr hatte es vor der Küste einen Übergriff auf einen Segler gegeben), sind wir zuerst bis auf die Höhe von Grenada gegangen, um dann von dort aus West zu gehen. Insgesamt mit den ganzen Verbesserungem die wir in Trinidad gemacht haben eine sehr angenehme Überfahrt. Nach kurzer Eingewöhnung haben wir am zweiten Tag wieder unseren Genacker gesetzt, am Dritten Tag kommt die Premiere für unseren neuen Wingaker. Der Wingaker ist wie der Genacker ein Vorwindsegel, der Wingaker hat jedoch eine Art Flügel im oberen Drittel eingenäht. Dieser Flügel gibt dem Winaker Auftrieb, was die Rollbewegung des Schiffes auf Vorwindkursen mindert. Ein absoluter Traum.
Wir rauschten also gerade mit knapp 8 Knoten gen Westen, als auf einmal die Angel los ging. Rrrrrrrrr, riss es die 80 Pfund Leine von meiner neuen Angelrolle. Wie mir Dominique und Tommy auf Trinidad beigebracht hatten, liess ich den Fisch laufen, die Leine ausrauschen, nur nicht bremsen, um den Fisch nicht zu verlieren. Als bestimmt schon 300m von der Rolle waren, habe ich langsam versucht zu bremsen, doch bremsen liess sich da nichts! Der Fisch rannte und rannte und die Leine neigte sich langsam dem Ende, also maximale Bremse rein.
Da ich eine 50 Pfund Penn Rolle habe, mussten das 50 Pfund sein mit denen ich da den Fisch bremste und zusätzlich fuhren ja auch noch mit über 7kn unter Wingaker. Die Angel bog sich wie verrückt, aber so eine Angel bricht nicht, habe ich gelernt.
Der Fisch war gebremst, die Angel bog sich, nur wir rauschten noch gen Westen, denn uns konnte der Fisch natürlich nicht bremsen. Segel runter, so schnell es geht, damit wir uns dem Fisch widmen können. Ich also nach vorne, 140qm Wingaker runter und bestmöglich in seine Tasche, Motor starten, den Rest vom Grosssegel wegrollen. Jetzt waren wir bereit für den Drill.
Bremse ein wenig reduzieren, Leine holen, den Fisch reinholen. Besser gesagt als getan. Der Fisch zog derart an der Rute, dass ich sie erst einmal in ihrem Halter gelassen habe, war schon schwierig genug die Leine zu reduzieren. Als ich schon wieder einige Meter geholt hatte, fing der Fisch an zu tauchen, jetzt war Louisa gefragt. Louisa stand inzwischen am Steuer und musste mit steuern und Gas geben dafür sorgen, dass der Fisch immer auf meiner Seite des Schiffes blieb. Bei jedem Tauchgang holte sich der Fisch wieder viele Meter Leine zurück, die ich dann wieder verkürzen musste. Die vielen, tiefen Tauchgänge liessen vermuten, dass wir einen grossen Thunfisch an der Angel hatten.
Nach fast einer Stunde Drill sahen wir dann zum ersten mal, was wir da am Haken hatten, es war tatsächlich ein Thunfisch und zwar ein Yellowfin Tuna, ganz besonders geschätzt wegen seines Geschmacks. Schon im Wasser sahen wir, dass es ein grosser, ich meine ein wirklich grosser Fisch war. Jetzt galt es den Fisch auch wirklich an Bord zu bringen. Das Gaff, eine Art Fischhaken, hatte ich noch einmal angespitzt. Urtes Moment, ihr erster Fisch zum Gaffen und dann noch so ein Grosser, ich blieb weiter an der Rute odervielmehr an dem Rest, was der Fisch noch davon über gelassen hatte.
Kurz bevor wir den Fisch gaffen konnten brach meine Rute direkt über dem Rutenhalter, gaanz langsam knirschte das Fiberglass. Gehört hatte ich davon, dass man zum Schluss auf die Spitze der Angelrute aufpassen sollte, aber direkt unter der Rolle!? Nicht zu ändern, Urte, natürlich angeleint, ging mit dem zur Sicherheit angebundenen Gaff neben dem Fisch ins Wasser und erwischte ihn perfekt unterm Kiefer. Nur zu zweit konnten wir ihn auf unsere Badeplattform ziehen.
Hochprozentigen in die Kiemen, zum Betäuben, normalerweise werden die Fische dann ziemlich schnell ohnmächtig, nicht unser Fisch, er hat uns noch einige Zeit im Atem gehalten, Urte und mich am Gaff, dass der Fisch uns ja nicht wieder ins Wasser rutscht. In diesen Momenten waren wir so beschäftigt, dass wir kein einziges Bild gemacht haben, aber Franka hat den ganzen Kampf mit der GoPro festgehalten, bin mal sehr gespannt auf den Film.
Ein Yellowfin, ein Riese, trotz einiger Runs, einiger Dives, gegafft und mit aller Kraft an Bord gezogen, eine wahre Teamleistung. Vielen Dank an diese sagenhafte Crew der hapa na sasa. Auch wenn wir in ca. 12h in Bonaire sein würden fingen wir sofort an den Fisch zu zerlegen, um ihn dann in unsere Kühlschränke und die kleinen Gefrierfächer zu bringen. Von Tommy hatte ich noch im Ohr, „If freezer space is an issue go for fillets“. Also vier grosse Fillets schneiden, wobei ich feststellen musste, dass unsere Messer zu kurz waren.
Die grüne Matte ist eine Din A3 Schneidematte von Ikea. Ich vergesse, 1,4m Forklength, also in der Gabel der Schwanzflosse bis zur Nase gemessen. Das Internet weisst ein Gewicht von knapp 60 Kilo aus. Nach über 5 Stunden nach dem Biss waren wir fertig, und zwar fix und fertig.
Am nächsten Morgen in Bonaire angekommen, haben die Kinder die Fillets an die anderen Segler vor Ort verteilt und es waren gute, schwere Stücke. Unser Gefrierfach ist voll und ich werde die nächsten Tage die Angel unter Deck lassen und den Tunfisch geniessen.
Eine Filletscheibe, d.h. von einem Viertel des Fisches pass gerade so in unsere grösste Pfanne.
6 Antworten zu “Ich glaube ich habe Angelverbot für die nächsten Tage”
Petri Heil an die gesamte Crew!
Was ein Ding – solche Erlebnisse nimmt Euch keiner mehr.
Viele Grüße aus dem schönen Schöckingen
der ralph
Hallo Ihr Lieben. Schön wieder von Euch zu hören! Alles Gute und wir denken an Euch ….
Hallo Crew,
Nur nichts verbieten lassen, weiter so tolle und spannende Geschichten von eurer sagenhaften Reise….
Frohe Ostern aus Deutschland…
E+H
Ihr habt aus Eurer yacht einen geschmeidigen Fischtrawler gemacht. Congrats an die Fischerbande – vor einem Jahr konntet Ihr Angelrute gerade mal buchstabieren, das ist aber gaaaanz anders jetzt!!!!!
Waaaahnsiiiiinnnnnn!! Was für ein Fischli! Klasse gemacht! Dann mal guten Appetit!
Schön zu hören, dass es euch so gut geht!
Lieben Gruß
Katja
Gute Arbeit!
PS: Das ein Thunfisch so groß sein kann, hätte ich nie gedacht! 🙂