Das Bevorraten einer Yacht nennt man Provisionieren, und das ist im Grunde ja nur ein großer Großeinkauf oder eben doch nicht?
In Papeete hatte ich mal einen Post über die kleinen und größeren Herausforderungen im täglichen Leben der Yachties geschrieben, Provisionieren für 9 Monate gehört sicherlich zu den größeren Herausforderungen. Einmal ist da die Abschätzung der Mengen, benötigt man 25 oder 50kg Nudeln, 6 oder 12l Olivenöl, 100 oder 250 Blätter Sushipapier, 3 oder 13kg Schokolade und diese Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Eine Fehleinschätzung der Mengen führt sicherlich nicht umgehend zur Hungersnot an Bord, aber Fehleinschätzungen haben fatale Auswirkungen auf die Moral der Crew und des Skippers. Nicht auszudenken, wenn nach 3 Monaten die letzte Tafel Schokolade auf die nächsten 6 Monate und 4 Personen verteilt werden müsste, denn ich vermute mal, dass auf der abgelegenen Insel der Solomons, Papua Neuguineas oder Indonesien keine Schokoladenbäume zu finden sind. Mal wirklich, bei einer Tafel Schokolade mit 24 Stückchen, wäre das ein Stückchen pro Person, pro Monat, das heißt also ein Viertel Stückchen pro Person, pro Woche, selbst für den langsamsten Schokoladengenießer ein unvorstellbares Horrorszenario.
Oder, ginge uns das Sushipapier aus, sollten wir die Sushis ersatzweise in Klopapier rollen? Ok, wir könnten dann immer noch auf Sashimis ausweichen, vorausgesetzt, es ist noch genügend Wasabi und rosa gefärbter Ingwer an Bord.
Eine Einkaufsliste für 9 Monate
Nee, solche Dinge sollten wirklich nicht passieren. Irgendwie hat Urte die Einkaufsliste für Panama mit vielen handschriftlichen Notizen ergänzt, sie ist also nicht im Computer. Zu unserem Glück haben wir diese händische Liste aber noch, auch wenn Teile davon bei dem damals schweißtreibenden und von Platzregen begleiteten Einkäufen etwas aufgeweicht und verwaschen sind.
Die Mengen hatten wir in Panama in weiten Bereichen gut getroffen, so dass wir alle Positionen um die etwas längere Reisedauer korrigieren. Einige Produkte müssen wir komplett von der Liste entfernen, da Fidschi die Einfuhr von Milchprodukten, Fleischwaren sowie Honig und Popkornmais ebenfalls verbietet, so dass wir dieses Mal nahezu ohne Käse, Schinken und Wurst aufbrechen werden. Andere Positionen können wir deutlich vergrößern, kostete eine kleine Tüte Chips in Panama ca. 3 Euro, so kostet hier eine große Tüte ca. 1 Euro, hey, also haben wir jetzt mindestens 3mal so viel Chips an Bord wie auf dem Weg von Panama nach Neuseeland. Da sind wir aber auch schon bei der nächsten Herausforderung, schon, als wir von Panama aufgebrochen sind, war unsere Schiff so voll mit Essen, dass 2 große IKEA Taschen mit Cornflakes und Müsli die ersten Wochen in den Kinderkabinen mitfuhren und jetzt sollen wir 3mal so viele Chips bunkern? Gerade Chips, die in der Tüte so viel Platz einnehmen!? Sowohl Anhänger, als auch Dachbox fallen an Bord der hapa na sasa aus.
Ach ja und dann stellt sich noch die Frage, wo kauft man hier günstig ein? Aldi, Lidl Fehlanzeige, Price Smart ebenso. In der Bay of Islands hatten wir nur recht kleine Supermärkte gefunden. Diese Supermärkte waren nicht nur teuer, wir hätten auch den Zorn der dortigen Bewohner auf uns gezogen, denn mit 12 Tuben Wasabi, 250 Blatt Sushipapier, 30kg Milchpulver, 24kg Dosentomaten, 20kg Kichererbsen … hätten wir dort leere Regale hinterlassen. Und last but not least das Transportproblem, während in Panama Taxifahrten erschwinglich waren ist das hier ganz anders, auch „Uber“ bringt da keine nennenswerte Linderung und Mietwagen sind zumeist nur am Flughafen zu finden.
Steve, unser Stegnachbar, bietet uns an, beim Transport zu helfen
Steve, unser Nachbar in der Marina, bietet uns an, beim Einkauf zu helfen, das Transportproblem für uns zu lösen. Ich glaube jedoch nicht, dass er in dem Moment, als er das anbietet, den gesamten Umfang erfasst, wie auch?! Erst will er uns vom Supermarkt abholen, dann bietet er uns ein Auto, sozusagen als Testfahrt an, denn er ist im Handel mit süddeutschen Autos (auch hoch motorisierte schwäbische Sportwagen!) beschäftigt, für ein großes asiatisches Unternehmen mit 140.000 Mitarbeitern, das u.a. auch mit Autos handelt. So verlockend es klingt, es wird unser Transportproblem aber nicht wirklich lösen, das tut dann der VW Transporter, den er uns leihen will.
Als ich in den Transporter einsteige, auf den km Stand schaue und sehe, dass ich den 265sten Kilometer dieses Autos fahren werde, bekomme ich Gänsehaut. Es ist wirklich immer wieder unglaublich, was für wahnsinnig hilfsbereite Leute wir unterwegs kennen lernen. Vielen Dank Steve, vielen Dank für Dein Vertrauen!
Der VW Transporter zieht dann aber doch ein kleines Problem nach sich, denn wir haben diesen für genau einen Nachmittag und das heißt, dass wir den gesamten Einkauf in einem Run erledigen müssen, da gibt es nicht die Möglichkeit, erst einen Teil der Gesamtmenge zu kaufen, zu verstauen und abzuschätzen, wie viel Platz für wie viele weitere Tüten Chips, Küchenpapier und und und noch an Bord ist.
Knapp 6 Stunden im Supermarkt, der längste Einkauf unseres Lebens, jedenfalls bisher
Auf geht’s zum PaknSave. Am vorigen Samstag hatten wir bereits die Möglichkeit, uns den Supermarkt anzusehen, und er bietet nicht nur niedrige Preise, sondern auch die entsprechenden Mengen. Barbara, Steves Frau, hat bereits vorher angerufen und gefragt, ob wir den gesamten Einkauf in einem Rutsch durch die Kasse schieben können. Wir nehmen also jeweils 2 Einkaufswagen, beladen sie und stellen sie an der letzten Kasse ab. So sammeln wir 50kg Pasta, 24kg gewürfelte Dosentomaten, 22kg Mais in Dosen, 20kg Kichererbsen in Dosen und und und… Viele Sachen kaufen wir in so großen Mengen, dass das Personal uns gleich einen oder mehrere große Kartons aus dem Regal holt, wie z.B. die 3 Kisten mit je 8kg Milchpulver. Am Ende stehen 7 voll beladene Einkaufswagen vor der letzten Kasse.
Schon mal alleine an einer Kasse gestanden, bei einem der großen Discounter, mit einer auf Geschwindigkeit trainierten Kassiererin, der es nur darum geht die Ware so schnell wie möglich zu scannen, egal ob sie danach am viel zu kurzen Auslauf auf den Boden zu fallen droht? Hier hilft uns geduldig eine super freundliche asiatische Kassiererin. Sie scannt nicht nur, sondern packt die Sachen gleich in einen leeren Einkaufswagen und das sogar sinnvoll sortiert, wow.
Getoppt wird dies dann nur noch an unserem Transporter, wo uns ein junger Mann hilft, der gerade auf seine Freunde wartet.
Gut dass wir so ein riesiges Auto haben.
Und jetzt noch den ganzen Einkauf an Bord verstauen?
Na ja, im Transporter kann er ja schlecht bleiben. Ausladen ja, aber wir müssen verhindern, dass das ganze Schiff voll mit Kisten und Kartons steht, sich keiner mehr bewegen, geschweige denn die Tüten, Dosen, Gläser und Pakete verstauen kann. Also laden wir erst einmal die Dinge aus, wo wir genau wissen, wohin sie an Bord gestaut werden sollen. Da wir noch nicht in der Bootsliga angekommen sind, in der man mit dem Transporter auf dem Steg bis zu seinem Schiff fährt, laden wir alles in Handwagen um. Bisher war uns nie aufgefallen, wie klein diese Wagen eigentlich sind, letztendlich fahren wir unzählige Male hin und her, und stauen einen Teil bereits am gleichen Abend.
Viele Dinge sind schon an Bord verstaut, aber es scheint nicht weniger zu werden.
Alle Dosen müssen ausgepackt, beschriftet, das Etikett entfernt und verstaut werden.
10kg Fettuccine und 10kg Spaghetti wandern in die Staufächer der hapa na sasa
Der Skipper ist völlig am Ende, das erste richtige Essen nach dem Frühstück heute morgen.
Die Zahl der zu stauenden Dinge ist aber so überwältigend, dass wir keine Chance haben, alles an diesem Abend zu verstauen. So landen am Ende noch unzählige Kisten und Kartons im Salon und im Cockpit.
Überreste des grossen Einkaufes warten noch am nächsten Morgen verstaut zu werden.
Am nächsten Morgen geht es weiter mit dem Verstauen der Lebensmittel auf der hapa na sasa.
Toiletten- und Küchenpapier für die nächsten Monate.
Und noch mehr Dosen zum Verstauen auf der hapa na sasa
Langsam können die Stauräume auf der hapa an sasa geschlossen werden.
Viele Lebensmittel finden auf der hapa na sasa ihren Platz unter den Bodenbrettern.
Diese Stauräume werden auf der hapa na sasa persönlich vom Skipper bewacht – Schokolade, Gummibärchen und andere Leckereien befinden sich hier.
Letztendlich brauchen wir noch den ganzen nächsten Tag, um das entstandene Chaos zu bändigen. Aber wie cool ist das, wir haben es tatsächlich geschafft, 9 Monate in 2 Tagen zu provisionieren!
4 Antworten zu “Provisionieren – ein Einkauf für die nächsten 9 Monate auf der hapa na sasa”
Hallo Ihr Lieben,
Ich hoffe es geht Euch allen gut!
Es ist schon beeindruckend, welche Mengen Ihr da gebunkert habt! Was macht Ihr denn eigentlich mit dem entstehenden Müll bzw. Leergut, hebt Ihr das alles auf…?
Liebe Grüße von Lutz und Ritva
Hallo Ritva und Lutz,
der Biomüll wird regelmässig vom grossen Ozean geholt, Plastik, Blech und Restmüll wird gesammelt, bis zum nächsten Stop. Kleine unberührte Inseln belasten wir mit unserem Müll nicht, sondern warten auf bewohnte grössere Orte mit professionellerer Entsorgung.
Da wir die Umverpackungen erst gar nicht an Bord nehmen, Pappe ist eine perfekte Kakerlakenbrutstätte, haben wir gar nicht so viel Müll, wie zu erwarten ist. Nach unserer letzten 8 tägigen Überfahrt, war es nur eine kleine Tüte.
Euch alles Gute und Grüsse
Constantin
Dear Consti,
shame, fuer 9 Mon verproviantieren und dann keine Kohle fuer ein Taxi.
Wenn Ihr in Cape Town seid spendiere ich eine Taxitour, smile.
Hoffentlich wird beim Essen – Ausnahme Fisch – nicht so gespart wie beim Taxi.
Ahoi , Harald
Harald Du alter Lästerer,
das hätte miiindestens 4 Taxifahrten gebraucht und die Neuseeländer Taxifahrer nehmen es vom Lebendigen 😉
Wir freuen uns aber schon auf unsere gemeinsame Tour in CT.
All the best
Constantin