Was verbirgt sich nur hinter diesem Titel, eine Schatzsuche, ein Arbeitsangebot oder gar ein Millionengewinn? Vanuatu ist bekannt für seine vielen Wracks, zumeist aus dem 2. Weltkrieg.
Von Port Vila brechen wir auf nach Emae
Nach dem Tip von John in Port Vila entscheiden wir uns, nach Emae zu segeln. Die Etappe ist zu kurz für die Nacht und zu lang für den Tag, denn wir wollen nicht nach 15:00 Uhr ankommen, um evtl. Korallenköpfe am Ankerplatz zu sehen. Wir entscheiden uns in Port Vila sehr früh morgens loszusegeln und kommen bei noch ausreichenden Lichtbedingungen in Emae an. Am nächsten Tag gehen wir an Land, nur Urte und ich, da die Kinder nicht von Bord zu bewegen sind. Ok, Franka ist zu Besuch an Bord, vielleicht ist ungestörte Schwesternzeit in dieser Situation für die Mädels wertvoller, als eine weitere Insel.
Kaum das Dinghy am Strand hoch gezogen, treffen wir auf Kevin, er kennt den Chief, muss sowieso in die Richtung und nimmt uns mit, natürlich zu Fuß. Nach einer knappen halben Stunde durch satt grüne Palmenvegetation kommen wir in das Dorf. Der Chief ist gerade nicht aufzufinden, aber sein Sohn. Nachdem sie den Rasen des örtlichen Fußballplatzes gemäht hatten, harken sie jetzt das Heu zusammen. So grün die urwaldartige Vegetation auch ist, das Fußballfeld ist eine extrem trockene Wiese. Dies tut der Fußballbegeisterung der Dorfbewohner aber keinen Abbruch. Wir kommen ins Gespräch, und auch hier erzählen sie uns sofort von der vergangenen Fußball EM und den Spielen zwischen den einzelnen Dörfern.
Kevin muss noch weiter gehen, auf die andere Seite der Insel, nochmal so weit. Inzwischen haben wir auch herausgefunden, was er dort will. Er hat Zahnschmerzen und die Krankenstation ist eben auf der anderen Seite der Insel. Wir freuen uns über ein wenig Bewegung und folgen ihm. Es fällt auf, daß hier nahezu alle Häuser gemauert sind, das Dach ist wie üblich aus Wellblech. Interessant ist, daß die Grundstücke eingezäunt sind, es kommt uns ein bisschen wie eine Schrebergartensiedlung vor, jeder scheint sich hier klar abgrenzen zu wollen. Auf den südlichen Inseln von Vanuatu ist dies ganz anders, dort gehört allen alles und die einzelnen Dorfbewohner können Yachties noch Obst und Gemüse schenken, nicht jedoch tauschen oder verkaufen, denn die Dinge gehören ihnen nicht persönlich, sondern der Gemeinschaft.
Kevin zeigt uns einen Teil von Emae, seiner Insel.
Auf unserem Weg in das Dorf treffen wir wie so oft auf eine Gruppe Schulkinder. Auf dem Weg sehen wir auch erstaunlich viele Rinder, sie werden zu besonderen Anlässen, den Feasts, geschlachtet. Das wär mal was, back in Stuttgart ne Kuh für die Kumpels schlachten!
Epi und die Dugongs
Nach dem Zwischenstopp auf Emae geht es nach Epi. Wir haben von Freunden von dem netten Dorf, von Bennigton, die dort einen fantastischen Obst- und Gemüsegarten haben soll und von den Dugongs, den Seekühen, gehört. Unsere Erwartungen sind hoch, wir freuen uns besonders auf die Seekühe, denn diese Tiere haben wir vorher noch nicht gesehen.
Wir ankern in der Lamen Bay auf 10m Tiefe, Sand, keine Korallen, die Ankerkette wird sich nicht an oder in den Korallenblöcken verklemmen, keine üblen, nächtlichen Knarzgeräusche ein entspannter Start.
Diesesmal gehen wir alle an Land und stehen direkt im Dorf. Nach kurzer Zeit werden wir angesprochen, ob wir Obst benötigen. Da der Markt nur einmal in der Woche stattfindet und dies heute morgen war, nehmen wir das Angebot gerne an. Kurze Zeit später halten wir 2 dicke Pomelos in den Händen.
Wir gehen trotzdem zum Marktplatz, treffen dort auf eine amerikanische Entwicklungshelferin, die uns erklärt, daß einige Frauen des Dorfes heute ein Charity Lunch veranstalten. Die Gelegenheit nehmen wir gerne wahr, bekommen für ganz kleines Geld lecker Huhn mit Reis und unterstützen damit die lokale Behindertenhilfe.
Das Gespräch mit der Entwicklungshelferin ist spannend, es treffen Welten aufeinander. Ohne das hier zu vertiefen, stellt sich die Frage, ob die Beteiligten eigentlich wissen, was die jeweils anderen wirklich benötigen. Die Entwicklungshelferin möchte gerne eine zentrale Wasserversorgung mit Wasserleitungen im Dorf aufbauen, die Dorfbewohner wünschen sich eine Straßenbeleuchtung ihrer Sandstraßen. Wir haben das Gefühl, als wenn die westlichen Visionen, wie auch die lokalen Visionen weit weg von der Realität liegen.
Bennigtons Obstgarten hingegen entpuppt sich als reales Paradies. Wir bekommen weitere Pomelos, Papayas, Passionsfrüchte und Sweet Potatoes. Die erste Pomelo schält sie uns noch am Strand, als wir eine australische Familie treffen, die hier mit zwei kleinen Kindern Urlaub macht. Hier in der Mitte vom Nirgendwo in einem kleinen Dorf, in einem Resort, was kein Resort ist, im Lonely Planet aber reizvoll beschrieben wird. Beide haben lange lokale Projekte in Afrika unterstützt und wissen, das Dorf hier zu schätzen. Angereist sind sie mit dem Flugzeug. Ach ja, zweimal die Woche landet eine kleine mehrsitzige, laut knatternde Propellermaschine auf dem lokalen Airstrip, auch bei starkem Wind und Regenböen, sehr abenteuerlich.
Auf die Dugongs warten wir leider vergebens. Sie erscheinen weder am Schiff, noch lassen sie sich in Landnähe, noch an den zahlreichen Stellen blicken, die Urte und ich mit dem Dinghy absuchen. Stattdessen fahren wir mit dem Dinghy zu einem mehrere hundert Meter großen Korallenblock knapp 2sm von unserem Ankerplatz entfernt. Auf der einen Seite fällt er mit einer Wall steil ab, auf der anderen Seite ist es gerade mal 3m tief, sehr, sehr schön zum Schnorcheln. Urte und ich umrunden ihn und haben wieder zahlreiche uns neue Korallenarten und Rifffische entdeckt!
Die Häuser im Dorf von Epi sind vorwiegend traditionell fast ausschließlich mit Naturmaterialien gebaut.
Die Frauen des Dorfes beim Charity Lunch.
Die Mädels posen für den Skip.
Bennigtons Pomelos, so saftig haben wir sie zuletzt auf den Marquesas vor gut einem Jahr gegessen.
Die Passionsfrüchte gab es im CO2 neutralem Körbchen gleich mit Blumenschmuck.
Espiritu Santo ein spannender Tauchspot mit dem Million Dollar Point und der SS President Coolidge
Über Nacht fahren wir nach Espiritu Santo, um dort zu tauchen. Der erste Ankerplatz ist traumhaft, eine Empfehlung von einem anderen Segler. Wir fahren durch eine spärlich markierte Passage durchs Riff. Mit der Sonne nahezu im Zenit von hinten sind die Hindernisse jedoch gut zu erkennen. Wir sehen bereits die Kinder an Land spielen und freuen uns auf den Kontakt mit ihnen, hier an einem Platz, wo sicherlich sehr selten Yachten vorbeikommen. Glasklares Wasser, wir sehen fast jedes Sandkorn auf 10m Tiefe. Leider sind aber zwischen dem vorgelagertem Riff und dem Riff an Land nur gut hundert Meter Platz. Bei 50-60m gesteckter Ankerkette, ist es mir hier zu enge, wir können nicht sicher sein, frei um 360° zu schwingen, schweren Herzens fahren wir zurück durchs Riff und ankern letztendlich auf der anderen Seite der Bucht. Auch dieser Ankerplatz ist traumhaft, an Land scheint aber nur eine Plantation zu sein.
Am nächsten Tag packen Louisa und ich unsere Tauchausrüstung ins Dinghy, wir alle fahren quer durch die Bucht zum Million Dollar Point. Am Million Dollar Point haben die Amerikaner nach dem letzten Weltkrieg völlig intaktes Kriegsmaterial, aber auch Lastwagen, Bagger und Gabelstapler für Millionen von Dollar versenkt. Auch zwei kleinere Wracks von Fischertrawlern sollen dort liegen. Draußen weht es mit gut 15kn Wind und es steht fast einen Meter Welle, so dass die 4sm (7km) lange Überfahrt etwas tricky und nass ist. Wir sind froh ein 10Fuss Dinghy mit Aluminium Boden und 18PS zu haben.
Aber wo ist jetzt genau der Million Dollar Point? Wir halten Ausschau nach Tauchbooten, die eigentlich immer an einer Boje in der Nähe der Tauchspots liegen, Fehlanzeige. An Land sehen wir einige kleine, offene Boote. Wir fahren zu diesen, halten auf dem Weg dorthin immer mal die Taucherbrille unter Wasser, um zu checken, ob wir nicht gerade über die Wracks hinwegfahren, nichts zu sehen. Der Strand ist so steinig, daß ich unser Dinghy schließlich dicht unter Land festmache und an Land schwimme, um zu fragen. Man versichert mir, dass wir hier genau richtig sind, einige Meter weiter gen Westen, ein wenig weiter raus müsste ich schwimmen. Auf dem Rückweg zum Dinghy schwimme ich zu dem beschriebenen Punkt und kann bereits erstes Material sehen, sehr beeindruckend. Kurze Zeit später schnorchele ich mit Paula über Lastwagen, Gabelstapler und Bagger, die bis ins Detail zu erkennen sind. Mit Louisa gehe ich danach auf 10-12m Tiefe. Wir sind absolut beeindruckt, wie intakt die Fahrzeuge sind, andererseits wie eng sie inzwischen mit der Natur verbunden sind. Urte schnorchelt derweil und genießt den Blick von oben.
Bei Louisa ist alles klar, nur die Frisur sitz nicht mehr richtig.
Rechts zu erkennen die Reifen eines Lastwagens.
Die Fahrwerksstruktur eines Lastwagens und diverses schweres Gerät. Zu erkennen ist es nicht, wie beeindruckend dieser Ort ist.
Mittendrin hat auch Nemo sein Zuhause gefunden.
Die Fahrzeuge bieten Korallen und anderen Lebewesen einen Lebensraum, wodurch wiederum Nahrung für die Fische entsteht.
Die Brücke des Fischtrawlers ist noch gut zu erkennen.
Mitunter entdecken wir auch sehr filigrane Strukturen.
Die SS President Coolidge ist der zweite Höhepunkt hier in Luganville auf Espiritu Santo. Die SS President Coolidge war ein 615 Fuss langes Luxus Passagierschiff, welches die Amerikaner als Truppentransporter genutzt haben. Im Oktober 1942 lief dieses Schiff in der Einfahrt nach Luganville auf eine Mine und sank innerhalb kurzer Zeit. Wie durch ein Wunder konnten sich bis auf zwei Personen alle weiteren 5340 retten.
Die MS Coolidge liegt auf 20-60 Meter, leider zu tief für Louisa. Da ich keinen Tauchbuddy für einen Tauchgang finden kann, kann ich diesen Tauchgang dieses Mal leider nicht machen.