Matt und Kate von der „Tamata“ waren parallel mit uns von Maupiti nach Mopelia gefahren und haben uns dort von Palmerston erzählt. Ein Freund von Matt hat in den letzten Jahren die Welt umsegelt und meint, dass man Palmerston auf keinen Fall auslassen darf.
Palmerston ist auf der Seekarte nur ein kleiner grüner Fleck in der Mitte von 1.000 Meter tiefem Wasser
William Masters hat sich in 1863 in Palmerston mit 3 Polynesierinnen niedergelassen und mit ihnen über 20 Kinder gezeugt. Noch heute wohnt ein Teil seiner Nachkommen auf Palmerston, also 3 Familienstämme. Diese Informationen waren auch ohne Internet auf Mopelia aus unseren Reiseführern zu lesen.
Auf unseren Seekarten war Palmerston jedoch nur ein grüner Fleck in der Mitte von 1.000 Meter tiefem Wasser. Zieht man jetzt noch in Betracht, dass dieser grüne Fleck auch gut mal eine halbe Meile von der realen Position abweichen kann, ist diese Info wirklich komplett unbrauchbar.
So sah Palmerston in unserer damaligen Naviapp aus, inzwischen nutzen wir mehr und mehr Google Earth Bilder, auf denen wir auf den Meter genau sehen, wo wir gegenüber den Riffen liegen.
Matt sagte uns vor der Abfahrt noch, dass sich auf der Westseite von Palmerston Moorings befänden, andere Freunde hätten mit einer 50 Fuss Yacht dort sicher gelegen.
Nach 4 Tagen tauchen Palmen am Horizont auf
Damit wir noch im Hellen in Palmerston ankamen, mussten wir mächtig Gas geben, das heisst auch nachts mussten wir Alles geben. Dann, am frühen Nachmittag tauchen Palmen am Horizont auf. Da wir keine verwertbaren Informationen aus unseren Karten haben, müssen wir uns langsam an die Küste herantasten. Durchs Fernglas sehen wir brechende Wellen, weiss türkis und den Backspray dieser riesigen Brecher. Was hilfts, wenn wir da wirklich hin wollen, müssen wir näher ran, wirklich ein ungutes Gefühl ohne Informationen über Wassertiefen und Abstand zur Küste.
Moorings sind beim besten Willen nicht zu sehen, auch nicht durch das Fernglas. Also funkt Urte die Insel an: „Palmerston, Palmerston, Palmerston – this is SY hapa na sasa. Do you read me? – Over“. Keine Antwort, noch einmal: „Palmerston, Palmerston, Palmerston – this is SY hapa na sasa. Do you read me? – Over“. Wieder keine Antwort. Jetzt wäre es doch so einfach, weiter zu fahren, aber dann hätte der innere Schweinehund gewonnen und wir würden diese Insel verpassen. Wir fahren ein wenig weiter um die Insel herum und Urte funkt ein drittes Mal: „Palmerston, Palmerston, Palmerston – this is SY hapa na sasa. Do you read me? – Over“. Jetzt meldet sich jemand, ja, die Moorings seien sicher, auch bei diesem Wetter. Wir sollen einfach um den westlichsten Zipfel herum nach Norden zum Pass zu fahren, dort würden wir die Moorings schon sehen. Bei einem Schwell von über 2 Metern können uns beim besten Willen nicht vorstellen, wo hier ausserhalb der Lagune Moorings liegen sollen, an denen wir sicher liegen würden. Mit respektvollem Abstand zu Brandung tasten wir uns weiter nach Norden, zwischenzeitlich springt der Tiefenmesser von Unendlich auf 20m, ups, hier ist das erste Shelf. Dann sehen wir tatsächlich in ruhigem Wasser die Mooringbojen, gut 100m vom Riff entfernt. Wir tasten uns weiter vor und sind schliesslich um 17:30 fest an der Mooring. Kurz darauf kommt auch schon Bob vorbei, er würde uns morgen nach dem Einklarieren abholen, auf die Insel, er sei unser Gastgeber für die Zeit unseres Aufenthaltes. Bob rät uns noch, dass wir den Anker auf 20m baumeln lassen, falls der Wind dreht, würde er sich dann in den Korallen verhaken und unsere hapa na sasa davor schützen aufs Riff zu gehen, definitiv Kategorie „abenteuerlich“.
So herzlich wurden wir noch nirgendwo willkommen geheissen, Palmerston, eine ganz andere Welt
Das Einklarieren am nächsten Morgen lief problemlos, Palmerston gehört zu den Cook Inseln, ist aber kein offizieller Einklarierungshafen für die Cooks. Das Dinghy mit den Offiziellen ging längsseits und die Vertreter der Gesundheitsbehörde, Immigrations und Customs füllten die entsprechenden Formulare aus, ich musste nur unterschreiben, welch ein Luxusstart!
Edward checkt noch, ob wir sicher an der Mooring liegen.
Nach einer guten Stunde waren alle happy und Bob, unser Gastgeber, fuhr mit uns durch den schmalen Pass an Land. Er gab im richtigen Moment Vollgas mit seinem 15PS Motor, um gegen den Strom haargenau durch die rechts und links brechenden Wellen zu fahren. Um uns herum war es so flach, dass uns die Korallenblöcke nur so angrinsten. Es wurde schnell klar, warum hier keiner mit dem eigenen Dinghy durchfahren sollte, atemberaubend.
An Land angekommen, stellt uns Bob seine Familie vor und wir werden herzlich mit Saft und Sandwiches empfangen. Sein Essplatz liegt unter einem flachen Blechdach.
Bob erklärte uns genau, wie das Leben auf Palmerston funktioniert. Alle Inseln sind durch 3 geteilt, jede Familie darf nur die Dinge nehmen, die auf seinem Teil wachsen, Fischen darf jeder, wo er es für richtig hält. Eine Art Ältestenrat, in der jeweils die Oberhäupter der 3 Familien vertreten sind, stellt Regeln für das Zusammenleben auf und klärte eventuelle Streitfälle bei Nichteinhaltung. Die Haupteinnahmequelle von Palmerston ist der Fischfang. Nach dem Fang wird der Fisch sofort filetiert und eingefroren, um dann alle 3 Monate mit dem Versorgungsschiff nach Rarotonga gebracht zu werden. Obwohl hier „nur“ mit einfachen Wurfnetzen gefangen wird, werden auch hier die gefangenen Fische immer kleiner. Es gibt schon schwer zu denken, dass gut 10 Leute es schaffen ein eigentlich so fischreiches Atoll zu überfischen.
Die Neuen Mädels auf der Hauptstrasse von Palmerston.
Nach dieser ersten Einführung, zeigt uns Bob die Hauptinsel. Wir werden Bill vorgestellt, er empfängt uns im Palmerston Island Yacht Club, danach geht es in den Country Club.
Bill ist eine unglaubliche Persönlichkeit. Wir sind noch nicht einmal richtig angekommen, und er verwöhnt uns alle mit Eis, „Gold Digger“ genannt, Vanilleeis mit kleinen Schokokekskugeln drin. Bill lässt nicht locker, gibt uns immer wieder einen Nachschlag und meint „Take more, take more, I have heaps of ice cream“. Anfangs fühlen wir uns schlecht, haben wir doch das Gefühl, dass wir ihm und seinen Kindern das Eis wegfuttern. Spätestens nach dem dritten Nachschlag sind wir von Bills Herzlichkeit gefangen, das hier ist keine aufgesetzte Freundlichkeit, er meint’s ernst!
Der Eiskremvorrat von Bill beeindruckt uns sehr.
Eine Frau zeigt den Kindern, wie man die Borsten für einen Besen aus Palmenblättern herstellt.
Weiter geht’s zur Schule von Palmerston. Knapp 30 Kinder gehen hier in Palmerston auf die Schule. Hier wird nicht im festen Klassenverband gelernt, sondern jeder Schüler setzt sich selber Ziele, wie weit er in dem entsprechenden Schuljahr kommen möchte. Die Lehrer unterstützen die Schüler, ihre Lernziele zu erreichen, es ist eine Art Homeschooling System, in der die Kinder sehr eigenverantwortlich lernen.
Für so eine kleine Insel ist die Schule beeindruckend gut organisiert.
Urte zeigt den Kindern in der Grundschule, wo wir herkommen.
Ich unterhalte mich eine ganze Weile mit Rose, sie ist vor vier Jahren aus England hier nach Palmerston gekommen. Aber warum, eine junge Frau, hier an diesen Ort in der Weite des Nichts im Südpazifik? Roses Vater „got shipwrecked“ in den 50igern und Bill war damals sein Gastgeber. Roses Vater hat ihr als Kind so viel von seiner Zeit in Palmerston erzählt, dass sie sich das selber anschauen wollte, was für eine unglaublich schöne Geschichte. Urte vereinbart, dass Louisa und Paula am nächsten Tag für ein paar Stunden am Schulunterricht teilnehmen, seit einem Jahr das erste mal wieder an einer „richtigen“ Schule lernen.
Paula mit einem Schatz voller Strandköstlichkeiten.
Abends zurück an Bord, mein Hirn verarbeitet die ganzen Einrücke, von dieser ganz anderen Welt, so dass ich eine ganze Weile gar nicht einschlafen kann.
Am nächsten Morgen werden wir um 8:30 Uhr von Bob abgeholt, zum Frühstück. Wir haben das erste mal seit Monaten gebratene Eier, ein einfaches köstliches Frühstück.
Eine schöne Outdoorküche im Haus von Bob.
Danach geht es bei Bill vorbei, er hatte uns angeboten, unsere Wäsche zu waschen, und das Angebot nehmen wir natürlich gerne an. So werden 2 grosse Waschmaschinen bepackt, und wir gehen weiter, um die Kinder in der Schule abzugeben. Unsere Portion „Gold Digger“ verschieben wir auf später. Wir gehen zurück zu Bill und wollen unsere Wäsche aufhängen, doch er ist schon fast fertig mit dem Aufhängen. Das angebotene „Gold Digger“ verschieben wir noch einmal und machen frische Kokosnüsse zum Trinken auf.
Unsere Wäsche hängt auf einer endlosen Leine bei Bill, wie in der Fernsehwerbung vom Weissen Riesen aus den 80ern.
Einige Zeit später holen wir die Kinder von der Schule ab und jetzt auf dem Rückweg gibt es kein Vorbei an einer grossen Portion „Gold Digger“ Eis, und das kurz vor dem Mittagessen, oh je.
„Gold Digger“ bei Bill, unglaublich wie wir hier mitten im Pazifik verwöhnt werden.
Pünktlich um 14:00 Uhr sitzen wir wieder bei Bob am Tisch, zum Mittagessen. Hatte es am Tag zuvor noch Corned Beef und Spaghetti aus der Dose gegeben, so wird heute mächtig gefeastet. Es werden frischer Fisch, im Ofen gebratenes Huhn und andere Leckereien aufgetischt, und es wird köstlich gespeist.
Ein Blick auf die Wettervorhersage für die nächsten 8 Tage zeigt, dass der Wind auf Westen drehen wird, dann wird unsere Mooring hier direkt vor dem Riff auf Palmerston gefährlich, so dass wir leider schon nach zwei Tagen abreisen müssen. Vorher aber verabschieden wir uns von Bill, Bob und ihren Familien. Und wieder bringen sie uns diese unendliche Gastfreundschaft entgegen. Sie wollen uns unbedingt noch Proviant mitgeben. Das Versorgunsgsschiff war erst vor kurzem da, und wir wollen ihnen wieder nicht ihren frischen Proviant wegnehmen. Also stimmen wir zu, dass er uns 5 bis 6 Kartoffeln einpackt, entlassen werden wir mit einer ganzen Tüte Kartoffeln, einer Gurke und mehrern Yam Wurzeln, bei Bob wiederholt sich das Gleiche, so dass wir gut provisioniert Palmerston schweren Herzens nach nur kurzer Zeit verlassen.
Das ist nur ein Teil des Proviantes, den wir von Bill und Bob geschenkt bekommen.
Eine Antwort zu “Kleine Planänderung, wir fahren nach Palmerston – Rückblick”
urte, c u in CT.
love
Harald