Cocos Keeling, wieder ein Höhepunkt unter den Höhepunkten, anders kann man es nicht sagen. Cocos Keeling hat weiße Sandstrände, Palmen, kristallklares Wasser, exzellentes Schnorcheln und so könnte man die Liste weiter führen.
Und doch ist Cocos Keeling ganz anders als die anderen Inseln mit weißen Stränden, jedenfalls die, die wir gesehen haben. Cocos Keeling gehört zu Australien, war im letzten Weltkrieg noch ein strategischer Punkt auf der Landkarte. Über die Direction Island, eine der dortigen Inseln, lief die Funkkommunikation von Australien nach Europa, denn die Reichweiten waren nicht ausreichend für eine direkte Verbindung.
Cocos Keeling ist das geordnetste Paradies, was wir bisher erleben durften.
Heute leben in Cocos Keeling knapp 700 Personen. Auf der Home Island leben gut 500 Bewohner malaysischer Abstammung, die nach dem Islam leben. Auf der West Island hingegen leben knapp 150 Australier mit westlichem Lebensstil. Auf keiner der Inseln gibt es eine Dorfstruktur mit ursprünglichen Hütten. Die Siedlung auf Home Island liegt auf einem Schachbrettmuster mit Häusern, die alle aus der gleichen Feder stammen. Es gibt einen kleinen Supermarkt, eine Art kommunale Werkstätten, eine Verwaltung, gerade so, als wäre man in irgendeiner Stadt in der ersten Welt. Hier ist der Tagesablauf geregelt, alle scheinen morgens zu Arbeit zu gehen, ein regelmäßiges Gehalt zu bekommen.
Zwischen den Inseln verkehrt eine kleine Schnellfähre mit vielleicht knapp hundert Sitzplätzen. Der Fahrpreis ist von Australien Subventioniert, wie vieles auf Cocos Keeling. Viele der Australier, sicherlich die allergroße Mehrheit auf West Island, arbeiten in irgendeiner Weise für den australischen Staat, ob für das Militär, die Küstenwache, die Polizei, die Instandhaltung staatlicher Wassergeräte oder die Schule.
Der lokale Polizist wird von der Navy zu uns an Bord gefahren, um uns ordentlich auf Cocos Keeling einzuklarieren. Sieht etwas martialisch aus, aber das war mal die entspannteste und lustigste Einklarierungsprozedur der letzten zwei Jahre.
Out of another world, kaum zu glauben, rechts sieht man gerade noch den Bug der hapa na sasa.
Nach der morgendlichen Schule muss eine schwere Entscheidung getroffen werden, Schnorcheln oder Kiten
Nach der morgendlichen Schule geht es ab ins Wasser. Paula und Louisa meinen doch glatt: „Oh nein, nicht schon wieder schnorcheln gehen“. Unverständnis, wo es hier doch einen kleinen gut zu schnorchelnden Pass mit ordentlich Strömung gibt, treiben lassen und Fische beobachten.
Die Kinder kommen noch einmal davon. Urte und ich packen die Kitesachen ins Dinghy und fahren zur Prisoner Island, einer kleinen Insel von gerade einmal 50m Durchmesser, weißer Sand und ein paar Palmen, untouched, unglaublich schön.
Der Strand geht sachte ins Wasser, rechts und links sind Korallenbänke optimal fürs Auge, fürs Kiten hätte man die Korallen auch etwas weiter wegpacken können. Optimale Bedingungen gibt es nur selten, also rein ins Wasser, spielen gehen mit dem Kite und vielleicht schaffe ich ja hier ein paar Meter auf dem Brett.
Weißer Sand und Palmen, mehr braucht es hier nicht.
Da muss man doch glatt mal ein Foto machen….
Home Island und West Island
Zur Home Island fahren wir mit unserem Dinghy, zur West Island wäre die Fahrt mit unserem Dinghy durchaus machbar, aber gegen den Wind und somit sehr nass.
Wir entschließen uns von der Home Island zur West Island die bequeme Schnellfähre zu nehmen. Die Fähre könnte auch überall anders auf der Welt fahren, ein Kat, sicherlich gut 25m lang, über 20kn schnell. Hier aber werden auf der Fähre Videos von Hochseefischtrips gezeigt, eine bessere Unterhaltung kann ich mir kaum vorstellen.
Auf der West Island angekommen fahren wir mit dem Bus ins Zentrum, kein Riesen-Bus, aber definitiv deutlich angenehmer als in der Hitze zu laufen. Die Busfahrerin sagt uns auch gleich, dass alle Rückfahrten bis auf die letzte gecancelt wurden, da der wöchentliche Flug von Christmas Island wegen ungünstigen Wetters nicht fliegen konnte. Okay, dann schauen wir mal, was man hier so erleben kann. Die Auswahl im lokalen Supermarkt ist gut, nur die Preise sind alles andere als einladend, da viele Dinge tatsächlich mit dem Flugzeug kommen. Wir stellen fest, dass die Restaurants auch nicht öffnen, wenn der Flug von Christmas Island gecancelt wird, sehr konsequent würde ich sagen.
Wir gehen mit Michelle und Thomas von der Origo in das Visitor Center. Hier gibt von Souvenirs über Bürobedarf, Internet und Informationen über die Insel fast alles, wirklich sehr gut gemacht. Wir blättern gerade noch in den ausliegenden Büchern, da werden wir auch schon auf Deutsch gefragt: „Und was macht Ihr hier?“
Stephie und ihr Freund lebten bis vor kurzem in Australien, kamen hierher zum Kiten, halfen in der lokalen Kiteschule aus. Jetzt ist Stephie hier für das Visitor Center verantwortlich. Wir fangen an zu quatschen und kurze Zeit später sind wir auch schon auf dem Weg zu ihrem Haus, entlang der Piste auf der zweimal die Woche ausgewachsene Boings und Airbus landen.
Bei Stephie werden wir erst einmal mit Eiscreme versorgt, fast so wie von Bill auf Palmerston im Südpazifik. Paula und Louisa nutzen die Zeit zum Chillen in der Hängematte, von Stephies Freund bekomme ich gleich noch wertvolle Tipps fürs Kiten, insbesondere, wie ich den Kite ordne, wenn ich vom Dinghy aufgenommen werden muss. So läßt sich unser verlängerter Aufenthalt auf der West Island doch gut aushalten.
Der Flughafen von Cocos Keeling, an bestimmten Tagen bespielt der lokale Golfclub die Piste.
Sag ich doch, dass es hier fast alles gibt.
Paula und Louisa beim Chillen bei Stephie.
Cocos Keeling in der Mitte vom Indischen Ozean.
Eine Nacht vor Anker, die wir so schnell nicht wieder erleben wollen
Eine sehr unangenehme Nacht vor Anker, mit Ansage. Schon bei unserer Ankunft hat man uns vor einem eventuellem Zyklon gewarnt. Verstanden habe ich das nicht. Bei näherer Nachfrage stellte sich heraus, dass Zyklone in Kategorien eingeteilt sind und die unterste Kategorie eben bereits bei 25kn anfängt.
Die Wettervorhersage zeigt uns gut 20kn, das ist nicht das Problem. Leider dreht der Wind jedoch einmal um uns herum und der Ankerplatz ist nur gegenüber westlichen und südwestlichen Winden geschützt. Ok, der Ankerplatz ist auch gegenüber nördlichen Winden geschützt, die gibt es hier aber fast nie.
Auch wenn wir in einer Art Atoll liegen, so sind doch die freien Seestrecken im Süden über Südwesten bis West so groß, dass sich eine unangenehmen Welle aufbauen wird. Wir prüfen, ob es alternative Ankerplätze auf Cocos Keeling gibt, negativ. Alle Bereiche, die im Westen von Land geschützt sind, sind entweder zu flach oder der Weg dorthin ist voller Korallenblöcke, das Risiko wäre zu groß.
Die Origo und wir entscheiden uns, zu bleiben. Wir sehen Windspitzen von knapp 30kn, das ist nicht wirklich das Problem. Der Wind bringt jedoch auch eine 1m hohe Welle mit sich, die unsere hapa na sasa mächtig an der Ankerkette zerren lässt. Konstanter Zug durch Wind alleine ist kein Problem, die Schockladung durch die Welle belastet jedoch das Ankergeschirr ordentlich. Wir geben großzügig Kette, was bei 4-5m Wassertiefe einfach ist. Ein gutes Gefühl ist es trotzdem nicht, zumal das Land hinter uns recht dicht ist.
Wir stehen nachts mehrere Male auf, prüfen an Deck, ob alles in Ordnung ist und sind erleichtert, als der Wind endlich dreht und uns das Land wieder Schutz vor der Welle gibt.
Ein Traum zum Schnorcheln
Wie kann Wasser kristallklar und türkis sein? Jetzt gibt es keinen Ausweg mehr für Paula und Louisa. Ich packe sie ins Dinghy und fahre zu dem kleinen Pass, dort wo es ordentlich ins Atoll strömt. Urte und ich waren bereits dort und haben die Unterwasserwelt genossen.
Wir fahren mit dem Dinghy bis fast durch den Pass, bis wir fast außerhalb des Atolls sind. Ich binde mir die Vorleine des Dinghys um mein Handgelenk und auf „Drei“ lassen wir uns ins Wasser purzeln. Wir rauschen durch den Pass, die Strömung ist ordentlich. Wir treiben an Korallen und Fischen vorbei und müssen nur von Zeit zu Zeit die Richtung ein wenig korrigieren. Hier gibt es ordentlich dicke Johnnys aller Couleur, denn das Jagen mit der Harpune ist hier verboten. Paula ist zweimal tapfer mit dabei und macht diese Reise dann noch einige Male im Dinghy, ich könnte das den ganzen Nachmittag lang machen.
Über dem Riff ist hier gerade mal 50cm Wasser.
… bevor wir wieder ins Dinghy gehen sehen wir noch diesen Weißspitzhai.
Delfine gehören zu den wunderbarsten Tieren
Delfine sind wunderbare Tiere. Wir sind im Cockpit und sehen dicht bei uns Delfine. Bereits in Tonga hatten wir versucht, mit Delfinen, die dicht an unserem Ankerplatz tobten, zu schwimmen, leider vergebens, zu schnell sind diese Tiere.
Urte und ich nehmen das Dinghy, sagen noch kurz bei der Origo Bescheid und fahren dann langsam zu den Delfinen. Dieses Mal scheint es sie nicht zu stören, dass wir uns nähern und ich lasse mich schnell ins Wasser gleiten. Urte muss leider im Dinghy bleiben, da sie ihre Kontaktlinsen nicht drin hat.
Ich schwimme ein kurzes Stück hinter den Delfinen her, dann stoppen sie und fangen an zu spielen. Das geht eine ganze Weile so, sogar so lange bis Thomas von der Origo einige Bilder machen kann.
Leider gibt es dieses Mal kein Selfie mit Delfinen.
Wie so oft, fällt es uns schwer so einen fantastischen Ort wieder zu verlassen
Es fällt uns schwer, Cocos Keeling zu verlassen. Da uns aber die Zyklonsaison im Nacken sitzt, müssen wir weiter.
Bevor es jedoch weiter geht, müssen wir jedoch noch zwei wichtige Dinge erledigen: 1. Den Autopiloten reparieren, bzw. den Seatalk Failure auf die Spur gehen und 2. ein Schild mit Bootsnamen und Datum an eine der Schilderpalmen anbringen.
Dank Björn in Deutschland vereinfacht sich die Suche nach der Ursache des Seatalk Failures deutlich. Letztendlich finde ich eine Seatalk NG Steckverbindung bei der trotz gedichtetem Stecker die Kontakte korrodiert sind. Erklären können wir uns diese nicht. Letzenendes hilft eine Erklärung auch nicht weiter, ich muss das Kabel tauschen. Seatalk Ersatzkabel habe ich keine an Bord, also muss ich ein anderes aktuell entbehrliches Kabel an dieser Stelle nutzen und siehe da, es funktioniert.
Während ich den Nachmittag in der Backskiste verbringe, schnitzen Paula und Louisa unseren Bootsnamen, unsere Initialien und das Datum in ein Stück Treibholz, was die Kinder in Vanuatu an Bord geschmuggelt hatten. Damit die Schrift besser lesbar wird, wird sie mit Nagellack ausgemalt, wobei sich jeder seine Farbe aussuchen darf. Erstaunlich wieviel Nagellack wir an Bord haben und wofür man diesen doch benutzen kann.
Paula erklettert diese Palme, um unser Schild aufzuhängen.
Ein Teil der hapa na sasa bleibt dann doch auf Cocos Keeling
3 Antworten zu “Cocos Keeling – ein Traum mit weißem Sandstrand, Palmen, kristallklarem türkisem Wasser”
Hallo Constantin,
wie freue ich mich jedes Mal, wenn ihr einen Blog postet, zumal wir im Augenblick noch aufgrund des kalten Wetters auf dem Trockenen sitzen. Wir haben ein kleines Segelboot (27 Fuß) am IJsselmeer und ihr wart mit dafür verantwortlich, dass wir im vergangenen Jahr den Weg mit dem kleinen Boot nach London bewältigt haben. Es war ein unwahrscheinlich anstrengendes, aber auch wunderschönes Erlebnis.
Danke!
Wir wünschen euch noch viele schöne Erlebnisse, Erfahrungen und lass uns weiter an allem teilhaben!
Viele liebe Grüße
Christiane und Matthias
Hallo Christiane und Matthias,
sehr beiendruckend, dass Ihr mit 27 Fuss bis nach London gesegelt seid, Hut ab. Es gibt wahrlich einfachere Seegebiete und mit der Tour habt Ihr Euch eigentlich schon für die grosse Runde qualifiziert. Euch viel Spass beim nächsten Trip.
Beste Grüsse Constantin
… wunderschoene Fotos von einem wunderschoenen Fleck auf unserem Globus … wahrlich!!
Gruesse aus SA