Von Kupang nach Flores sind es gut 100sm, nach unserem Ritt von Noumea nach Kupang sollte dies also ein Katzensprung sein.
FADs und andere Hindernisse in Indonesien
Von Kupang brechen wir nach Flores auf. Wir wollen möglichst schnell ins tiefe Wasser kommen, 2.000m, denn wir haben Berichte von sogenannten FADs gelesen. FADs sind Fish Attraction Devices, die dazu dienen Fische, für die Fischer anzulocken. Ich hatte gelesen, dass diese FADs, von einigen Metern Länge bis hin zu wirklich grossen Konstruktionen, grösser als unser Schiff reichen können. Mit viel Glück sind diese in irgendeiner Weise spärlich beleuchtet, ohne Glück jedoch gänzlich unbeleuchtet. Gretchen und Dirk von der Peregrine haben südöstlich von Timor haufenweise FADs gesichtet, teilweise nur „barely afloat“ und das in Tiefen über 2.000m wo man sich fragt, wie sie die FADs dort überhaupt befestigen.
Zu 100% ausschliessen lässt sich eine Kollision auf Basis dieser Daten nicht. Wir können nur versuchen, so viele Strecken wie möglich tagsüber zu absolvieren, wobei einige Distanzen aber einfach zu weit für einen Tagestrips sind. Als Vorsichtsmassnahme entschliessen wir uns, die küstennahen Strecken tagsüber zu absolvieren, und die Offshorestrecken, d.h. die Strecken in tiefem Wasser, wenn nötig nachts. Definitiv kein gutes Gefühl, mehr können wir aber nicht tun.
Neben den FADs müssen wir mit Fischerbooten rechnen. Positionsbeleuchtung nach internationalen Regeln kennen die Fischer hier jedoch nicht. Sie führen in der Regel, wild weiss, grün, rot blinkende LED Lampen, manchmal auch blaue. Die Lampen haben natürlich nicht die Tragweite wie normale Positionsleuchten, blau lässt sich noch einmal schlechter sehen.
Der Klang der Motoren der Fischerboote ist allerdings so prägnant, dass wir hoffen, diese nachts zu hören. Weiterhin gehen Fischerboote nachts raus um zu fischen und dafür sind sie zumeist hell erleuchtet. Last but not least gehen wir mal davon aus, dass bei den hiesigen Arbeits- und Lohnverhältnissen die Crew gut bemannt ist und entsprechend Ausschau hält. Zur Sicherheit liegt in Indonesien nachts die fette Tauchlampe, die ich zu meinem letzten Geburtstag bekommen habe, und unsere Presslufttröte griffbereit unter der Sprayhood.
Überfahrt Kupang nach Flores
Die Überfahrt von Kupang nach Flores ist letztendlich uneventful. Wir treffen eine lokale 80m lange Fähre, die uns entgegen kommt, mit uns nahezu auf Kollisionskurs ist. Ich funkte die Jungs auf Kanal 16 an, bekomme aber nur indonesische Wortfetzen als Antwort. Auch hier sind englische Sprachkenntnisse nicht vorhanden, wozu auch? Ich gehe mal davon aus, dass ich sie jetzt aufmerksam gemacht habe, dass sie uns jetzt auf dem AIS sehen. Eine halbe Stunde später als längst klar ist, dass wir uns mit einem Abstand von über einer Seemeile passieren werden, ändert die Fähre ohne ersichtlichen Grund ihren Kurs um 20 Grad, von uns weg. Ich nehme mal an, dass bei Ihnen ein Annäherungsalarm losgegangen ist, auf den sie, wenn auch in diesem Fall nicht mehr notwendig, reagiert haben. Besser so.
Da der Wind nachts noch einmal deutlich abnimmt, erreichen wir unseren Ankerplatz erst am frühen Nachmittag. Es scheint wirklich, dass wir uns in Indonesien auf Schwachwind einstellen müssen, es für uns keine Ausnahmeregel gibt.
Die Selats verbinden die Sawu See mit der Flores See
Wir wollen möglichst schnell auf die nördliche Seite von Flores, müssen also durch einen der Selats, der mehr oder weniger engen Meeresstrassen. Wieder gilt es, Gezeitenstömungen zu beachten. Bei der Ankunft am Ankerplatz hatten wir noch deutliche Strömung gespürt, was mich dazu veranlasst, schon um 5 Uhr morgens Anker auf zu gehen. Es dauert gerade mal eine halbe Stunde, dann ist kein Fortkommen mehr. Statt der gewohnten 6kn laufe ich gerade noch 2kn gegen die Strömung. Ich kreuze die heftigen Turbulenzen, arbeite mich eine Stunde lang an das östliche Ufer und schmeisse dort den Anker. Wir warten 4 Stunden, bis die Tide kenntert und werden dann durch die Strasse von Lamakera geschoben, zum Schluss mit über 5kn von hinten. Am Ausgang der Strasse geht es links ab in einen Seitenarm, von 5kn Strömung auf nahezu 0kn. Ein bisschen so wie die Hafeneinfahrt in Cuxhaven, von der Elbe aus. Wir hatten uns vorher mit der Peregrine auf einen Ankerplatz in der Nähe vereinbart. Die Peregrine hatte ausgeschlafen und sich auf Basis unserer Informationen noch ein wohlverdientes langes Frühstück genehmigt, bevor sie losfuhren.
Wir ankern südlich von Kroko Island hinter einem Flecken Sand mit 30m Durchmesser
Die Sicht ist gut, die Sonne steht im Zenit, und die Riffe sind gut zu erkennen, das ist auch gut so, denn auf Karten kann man sich hier nicht verlassen. In den indonesischen Karten steht überall, dass sie nicht sauber auf WGS84 referenziert sind. Die Landmassen können also gegenüber den GPS Koordinaten komplett verschoben sein. Wo das genau der Fall ist, kann keiner sagen. Wir werden also darauf achten, dass wir nur bei guten Lichtverhältnissen an den entsprechenden Ankerplätzen ankommen, notfalls eine zusätzliche Nacht auf See verbringen.
Der Ankerplatz hier ist ein Traum. Die 10-12m Tiefe aus unserem Führer finden wir jedoch nicht, jedenfalls nicht in ausreichendem Abstand zum Riff. Unser Anker fällt letztendlich auf 18m, nicht optimal, aber nicht zu ändern. Kurze Zeit später kommt die Peregrine an, und wir verbringen hier 2 sehr schöne Tage inkl. den ersten Flug meines Kites.
Der erste Flug meines Kites auf einem Flecken Sand, das gerade mal einen Durchmesser von 30m hat
Am zweiten Abend fahren wir mit dem Dinghy auf Erkundungstour zu dem kleinen Sandflecken, der uns schon die ganze Zeit angelacht hat. Urte legt sich mit Halsschmerzen und triefender Nase ins Bett. Zufällig haben Gretchen und Dirk die gleiche Idee, und Dirk bringt seinen Lenkdrachen mit. Hey cool, er lässt mich auch mal fliegen, das macht Spass. Auch wenn dieser Flecken arg klein für meinen Kiteboard Kite ist und in einer Stunde die Sonne untergeht, so kann ich der Versuchung nicht widerstehen, den Kite das erstemal auszupacken. Ich fahre schnell zurück an Bord und wenig später ist der Kite auf dem Flecken Sand aufgepumpt, mit den Leinen versehen und startbereit. Wir haben einzig die kurze Anleitung des Kites und ein sehr spärliches Halbwissen.
Eigentlich macht man das so nicht. Mehrmals wurde ich noch zu Hause gewarnt, dass ich den Kite nicht anrühre, bevor ich nicht Grundkenntnisse in einer Kiteschule erlernt habe. Der Wind ist wirklich moderat, und ich schaffe es, den Kite am Rande des Fensters zu starten. Ich wechsele mich mit Dirk ab, und das Spielen mit dem Kite macht schnell grossen Spass. Leider vergeht die Zeit viel zu schnell bis zum Sonnenuntergang, aber das Thema werde ich definitiv weiterverfolgen.
Was für ein Traum, wir liegen mit der Peregrine und der hapa na sasa vor diesem Flecken Sand.
Wir landen mit unserem Dinghy auf diesem kleinen Haufen Sand.
Es braucht nicht lange, bis sich die Kinder…
Eine Antwort zu “Von Kupang brechen wir nach Flores auf”
Enjoy your kite. We got hundreds flying here at Blouberg when conditions are right- and they often are. You look forward to it.