Kupang ist eine laute, lebhafte indonesische Stadt, in jedem Fall ein krasser Kontrast zu der Ruhe auf See. Nachdem wir einklariert sind, gehen wir alle an Land. Wir wollen einen Eindruck von dieser Stadt bekommen, die vom Wasser aus eher wie das zerbombte Überbleibsel einer Stadt ausssieht. Ausserdem haben wir vom Night Market gehört, auf dem man abends lecker essen kann.
Vom Wasser aus sieht Kupang nicht gerade reizvoll aus.
Wir stürzen uns kopfüber in die Stadt
Wir stürzen uns kopfüber in die Stadt. Google Maps funktioniert nicht, soweit mal zur Qualität des Netzes. Uns stört das aber nicht weiter, wir verlassen uns auf unseren Orientierungssinn. Wir kommen vorbei an kleinen, mobilen Imbissbuden mit selbst fritierten Chips und Minischokohörnchen, sehr lecker. Der Versuch, einen Haarschnitt zu bekommen, scheitert. Ist die Friseuse tatsächlich mit etwas für uns nicht zu erkennenden beschäftigt, oder traut sie sich nicht an unsere Haare. Oder, ist dieser Friseursalon etwa gar nicht das, wonach er aussieht?
Wir bekommen viele neue Eindrück, sind teils erschrocken, wie zerfallen die Gebäude sind, teils amüsiert, wie das Leben hier abläuft. Oft begrüssen uns Kinder mit „Hey Mister“ ob sie dabei Urte oder mich begrüssen, spielt für sie keine Rolle. Bei unserem Gang durch die Stadt fallen uns einige Moscheen auf, jeweils sehr schön gebaut. Nachts hatten wir die aus den Lautsprechern tönenden Gesänge bereits gehört. Bei einem Gespräch mit einem Einheimischen stellt sich aber heraus, dass die Mehrzahl der Bewohner Christen sind.
Nach einiger Zeit werden wir uns bewusst, dass wir die einzigen Weissen in der Stadt zu sein scheinen, so wie wir die Einwohner bestaunen, werden auch wir bestaunt. Westlicher Tourismus ist hier jedenfalls bisher nicht angekommen.
Mitten auf der Strasse steht ein Spielzeugverkäufer mit seinem Handwagen, die vorbeirauschenden Bemos stören ihn herzlich wenig.
Eine der kleineren Unebenheiten im Fussweg, in den grösseren kann man kleine Autos versenken.
Die Anzahl der Fake Antennen scheint bei den Bemos ein Statussympbol zu sein.
Eine der zahlreichen Rollerwerkstätten mit angeschlossener Tankstelle rechts.
Wir kommen an einigen aufwendig gestalteten Moscheen vorbei.
Ein Smoothieverkäufer am Strassenrand raspelt Eisblöcke für seine Smoothies.
Amüsieren sich diese Schüler über uns?
Hey Mister, immer wieder Gruppen fröhlich feixender Kinder.
Auf dem Night Market gibt es lecker lokales Essen
Über Umwege finden wir den Night Market. Auch hier sehen wir keine westlichen Gesichter. Die Indonesier hier sprechen kein Englisch, wozu auch? Dies macht unsere Essenswahl jedoch nicht einfacher, insbesondere für die Kinder, für Louisa.
Die Kinder bestellen sich Reis (Nasi). Urte und mir sagen die Wörter auf der Tafel, die als Speisekarte fungiert wenig. Ikan – Fisch – möchten wir nicht. Wir bestellen etwas, von dem wir annehmen, dass es Huhn ist, so wie auf den Tellern auf dem Nebentisch. Ganz weit gefehlt, wir bekommen eine Suppe, einmal mit Glasnudeln, einmal ohne, in meiner Suppe schwimmen aschgraue Bällchen, vermutlich mit einem Fleischanteil. Neben den Bällchen schwimmen knorpelige Stückchen, vielleicht von einem arg zähen Tintenfisch. Zu spät merken wir, dass wir ja auch Google Translate hätten bemühen können. Egal, die Suppen schmecken, bis auf die knorpelige Masse, und wir geniessen zwei riesige Avokadosmoothies.
Auch die nächsten Abende essen wir auf dem Night Market. Wir haben gelernt, zwar kein Indonesisch, aber jetzt zeigen wir einfach genau auf die Gerichte, die wir essen wollen.
Der hier geschuppte Fisch kommt wenig später auf den Grill.
Unser absoluter Favorit auf dem Night Market in Kupang.
Dies ist natürlich kein Avokadosmoothie, sondern ein mindestens ebenso leckerer: ein Drachenfruchtsmoothie. Ob man es glaubt oder nicht, hier wird noch ohne Farbstoffe und MSG gearbeitet.
Die Crew beim lecker Abendessen.
Skippers Jüngste probiert den Drachenfruchtsmoothie.
Bereits tagsüber ist der Verkehr arg wuselig, für uns Westler nachts aber noch einmal deutlich heftiger, Roller und Mopeds, wo auch immer man hinschaut.
Schule an Bord mit kleinen Anpassungen gegenüber dem letzten Schuljahr
Gleich nach unserer Abfahrt in Nouméa hat bei uns die Schule an Bord wieder angefangen. Bereits im letzten Schuljahr hatten sich die Kinder neben dem offensichtlichen Jahresziel auch ein Halbjahresziel gesetzt. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass ein halbes Jahr zu lang ist, und die Übersicht schnell verloren geht. Hier geschrieben, erscheint das natürlich völlig offensichtlich, im Täglichen, neben mitunter anspruchsvollen Etappen, Bootsinstandhaltung und sonstigen Themen, aber dann doch nicht so evident. Für dieses Schuljahr haben die Kinder die Jahresziele auf Halbjahresziele und dann auf Wochenziele heruntergebrochen. Konkret haben sich Louisa und Paula eine Liste gemacht, wie viele Seiten sie in den entsprechenden Fächern pro Woche machen müssen. Bei Louisa sind diese Informationen in einer Excel Tabelle festgehalten, bei Paula auf einem schön verzierten Zettel, der jetzt an unserer Maststütze hängt.
Neben einer Erfolgskontrolle freitags setzten wir uns jeweils mittwochs zusammen, um einen Eindruck zu bekommen, ob die Wochenziele erreicht werden. Wo sonst das Thema Schule während der Segeletappen eher schwierig war, hat es auf der Passage von Nouméa nach Kupang wirklich hervorragend geklappt. Da sich die Kinder ihre eigenen Ziele eher ambitioniert gesetzt haben, haben wir schon jetzt so viel Raum für Landausflüge, dass nach diesen nicht das grosse Aufholen anfängt.
Einige kleinere Reparaturen an der Toilette und den Süsswasserpumpen
Trotz des mitunter heftigen Windes auf der Überfahrt von Nouméa nach Kupang hatten wir keine grösseren Ausfälle an Bord. Im Bereich der Süsswasserpumpen und der Toilette ist jedoch Hand anzulegen. Nachdem ich bereits intensive Erfahrungen mit den Toiletten gesammelt habe, hat Urte nun auch ihren ersten Service gemacht. Insbesondere die Rückschlagventile setzen sich mit Urinstein zu und werden damit nutzlos, was dazu führt, dass die Toilette vollläuft. Urtes Service ist erfolgreich und die Toilette wieder voll funktionsfähig.
Ich für meinen Teil habe kein Glück. Die Wasserpumpe, die das Wasser aus dem Ablauf der Dusche nach Aussenbords pumpt, hat von jetzt auf gleich aufgehört zu pumpen. Da auch das Wasser aus dem Waschbecken in diesen Sumpf läuft, ist nicht nur eine der Duschen nicht benutzbar, sondern auch das dazugehörige Waschbecken. Ich kann mich nicht erinnern, wann wir die Dusche im Schiff zuletzt benutzt haben, der Verlust eines Waschbeckens ist aber etwas störend. Weder das Reinigen der entsprechenden Schläuche, noch der Pumpe ist von Erfolg gekrönt. Die Pumpe ist selbstansaugend, was sie einzeln auch noch tut, im Verbund jedoch nicht mehr. Es sieht so aus, als wenn das Rückschlagventil nicht mehr richtig schliesst. Zwei Grössen Rückschlagventile habe ich an Bord als Ersatzteil, die dritte jetzt benötigte Grösse jedoch nicht. Neben dieser Wasserpumpe hat auch unsere Fusspumpe in der Galley angefangen zu lecken, hier habe ich die Pumpe gereinigt. Falls doch in Wasserdruckspitzen die Pumpe wieder anfängt zu lecken, habe ich ein Servicekit an Bord.
Schweissausbrüche und Schüttelfrost
Die Arbeiten an den Pumpen war bereits mehr als schweisstreibend, nicht so sehr wegen der harten körperlichen Arbeit, sondern wegen der unendlichen Wärme, verbunden mit entsprechender Luftfeuchtigkeit. In der folgenden Nacht kommen bei mir jedoch zu den Schweissausbrüchen noch Schüttelfrostanfälle hinzu. Nachdem ich aufwache, fühle ich mich so steif, als wenn mich jemand mit Karamelle kandiert hätte. Hinzu gesellen sich auch noch Fieber und etwas Magenprobleme. Wären wir nicht in den Tropen, wären all diese Symptome unangenehm, aber nicht besorgniserregend. Hier jedoch klingeln sofort die Alarmglocken, da alles Symptome auch Malaria oder Dengue Fieber Symptome sein können, beides Krankheiten, die man nicht haben will. Malaria ist unangenehm, behandelbar und sollte auch behandelt werden. Dengue ist ebenfalls unangenehm, es gibt aber keine Behandlungsmöglichkeiten.
Der Gendanke, eventuell Malaria zu haben, ist wenig beruhigend, ein Besuch im lokalen Krankenhaus, in dieser schäbigen Dritteweltstadt, erscheint aber auch nicht reizvoll. Natürlich ist heute Freitag, morgen Samstag. Um eine zweite Meinung zu haben, spreche ich mit Gretchen von der Peregrine, sie ist Anästhesistin und weit gereist. Ich entscheide mich, noch einen Tag abzuwarten, um mehr Klarheit zu bekommen, ausserdem ist Freitagnachmittag im Krankenhaus sicherlich nicht besser als Samstagvormittag. Prokrastiniere ich?
Im Laufe des Nachmittags geht es mir schon deutlich besser, das Fieber geht zurück und die Nacht ist normal, ohne Schüttelfrost. Ich spare mir die Erfahrung eines Krankenhausbesuches in Kupang, denn da wo keine Symptome mehr sind, brauch man auch keinen Malariatest machen.
In der letzten Nacht ist mir übrigens aufgefallen, dass die Pumpe unsere Absaugung der Kühlbox baugleich mit der Pumpe der Duschabsaugung ist, das wäre also nochmal einen Versuch wert. Nachdem Dirk von der Peregrine beim Harbour Master nicht so tolerant behandelt wurde, schaue ich noch einmal auf das Papier unserer Ausklarierung. Dort steht ziemlich unmissverständlich, dass man 24h nach dem Ausklarieren den Hafen verlassen muss, das war vor einigen Tage. Wir wollen unser Glück also nicht überstrapazieren und verlassen Kupang am späten Nachmittag in Richtung Flores.
2 Antworten zu “Kupang ist eine laute, lebhafte indonesische Stadt”
Und wieder einmal ein toller Bericht. Bei dem Foto mit dem Riesenloch im Fußweg mußte ich an ein Erlebnis auf dem Nachtmarkt in Chiang Mai im vorigen Jahr denken: ich fiel im Dunklen in ein solches Loch und brach mir dabei drei Rippen. Viel Spass und schöne Erlebnisse weiterhin.
Hallooo! Spannend!!! … Und wie jedes Mal bedauere ich es, wenn der Bericht zu Ende ist… Tschuess und liebe Gruesse??