Die White Wall am Rainbow Reef ist einer der Top Divespots auf der Welt. Jetzt wo wir nicht nur das Tauchgear sondern auf die offizielle Befähigung haben, können wir auch solche Gelegenheiten beim Schopfe packen. Da der Einstieg in die White Wall aber schon bei knapp 20m liegt, bin ich froh, dass Kaia und Gary uns seit einigen Tagen begleiten.
Nach zwei Wochen in Savusavu fängt das richtige Blauwassersegeln wieder an
Wir verlassen Savusavu und ankern direkt vor dem Jaques Cousteau Resort. Dieses hochpreisige Resort wurde vom Zyklon Winston komplett zerstört, wobei der Wind nicht das Problem war, sondern vielmehr die Wellen. Die Wellen haben nicht nur die Jetty inkl. ihrer massiven Betonstützen abgeräumt, sondern das ganze Resort buchstäblich überrollt.
Für uns fängt hier vor Anker das richtige Seglerleben wieder an. Gleich am ersten Tag fahren wir morgens zum Split Rock zum Schnorcheln. Da dieser Ort öfters von Touristen besucht wird, reicht ein wenig Reis und wir werden sofort von unendlich vielen Fischen umschwärmt. Wir bewegen uns in einem Meer von bunten Fischen, ein absoluter Traum.
Anfangs sind Paula die vielen Fische, die uns sprichwörtlich ins Gesicht starren, gar nicht geheuer und sie klammert sich arg an mich, nach einer Weile aber gewöhnt sie sich an diese neue Situation.
Auch Louisa sind es am Anfang etwas viele Fische.
… und obwohl Louisa nur wenige Zentimeter entfernt ist, ist sie kaum zu sehen…
… und selbst Nemos Bruder kuschelt in der Anemone.
Ich bin ganz erstaunt, wie klein der Splitrock eigentlich ist. Bei meinem Nachttauchgang hier vor ein paar Tagen hatte ich das Gefühl, dass mich Grace, meine Tauchlehrerin, durch immer neue Tunnel und Gänge führt. Jetzt hier muss ich fest stellen, dass dieser Stein einen Durchmesser von vielleicht 10m hat, mit genau einem Spalt von vielleicht gerade mal 6-8m Länge. Unter Wasser, ins besondere nachts, führt mich mein Orientierungssinn noch an der Nase herum.
Nach 2 Nächten brechen wir mit Kaia und Gary zum Rainbow Reef auf. Da Wind und Welle gegen den direkten Weg sprechen, machen wir einen Zwischenstop auf Koro Island wo wir bereits vom Schiff aus die starken Verwüstungen von Winston sehen können. Am nächsten Tag entscheiden wir den Fishing Competition klar für uns, ein Yellowfin Tuna und ein kleiner Mahi Mahi.
Die Viani Bay, dieser fiese, fein geflieste Meeresgrund wird zum Feind unseres Ankers
In Koro Island hatten wir die Wahl der Mooring, hier in der Viani Bay kommt die Kaia Song vor uns an. Wir nehmen die zweite (von zweien) Mooring auf und legen unseren Rückwärtsgang ein. So wie wir unseren Anker rückwärts einfahren, so testen wir auch diese Mooring, wissen wir doch nicht ob sie regelmässig gewartet wird oder während des Zyklons beschädigt wurde. Wir fahren rückwärts, kein Ende in Sicht. Nachdem wir diese Mooring bereits zig zehn Meter nach hinten gezogen haben, breche ich dieses Manöver ab, es erscheint, als ob diese Mooring nirgendwo, ausser an unserem Schiff hängt. Ich zögere, ob ich zum Schutz anderer Segler nicht gleich den Mooringball abschneiden soll.
Wir fahren um das kleine Riff herum auf die andere Seite, vor der Schule soll dort ein Ankerplatz sein, mit schwierigem Grund, Korallen und zu allem Überfluss soll es dort auch noch tief sein.
Keine unserer Karten gibt uns hier Informationen über die Tiefe, so dass wir die Bay selber abfahren müssen, einer steuert und beobachtet den Tiefenmesser, der andere steht am Bug und warnt vor etwaigen Korallenköpfen. Der Grund steigt ziemlich schnell an, sobald man in Strandnähe kommt, hinzu kommen einige Korallenköpfe und ein Korallenschelf unter Land. Eine halbe Stunde später, nach mehreren Kreisen, haben wir einen guten Überblick über das Bodenrelief, wir schmeissen den Anker und fahren ihn rückwärts ein, vielmehr versuchen wir es. Der Anker schleift am Grund und wir fahren rückwärts und nähern uns dem Schelf an Land an. Dieses Spiel wiederholt sich noch mehrmals, an verschiedenen Stellen, auf verschiedenen Tiefen, vergebens. Der Meeresboden hier schein frisch gefliest und säuberlich verfugt zu sein.
Es wird immer später und die Lichtverhältnisse, um evtl. Korallenköpfe zu sehen, immer schlechter. Wir rufen Kaia und Gary an, sie haben 10 Jahre mehr Erfahrung als wir.
Nicht ihre Erfahrung hilft uns, sondern der Zufall. Jack Fisher kommt gerade an Bord der Kaia Song. Jack fährt Segler zu den Tauchspots am Rainbow Reef und ihm gehören auch die zwei Moorings. Er versichert uns, dass die Mooring äusserst stabil konstruiert ist, diese sogar mit einer extra langen Leine. Kurze Zeit später sind wir fest und zufrieden an der Mooring und Jack erzählt uns beim wohl verdienten Bier unglaubliche Geschichten. Nach dem Bier geben wir Jack den Kopf unseres frisch gefangenen Yellowfin und Jack rudert zufrieden zurück an Land. Für die Fidschis ist der Kopf des Fisches das Beste am ganzen Fisch, es gibt sie doch, die perfekte Synergie.
Vergebliche Versuche in der östlichen Bucht…
… aus dieser Perspektive gut zu erkennen, das Riff, welches die beiden Buchten trennt.
Diese Kinder werden jeden Morgen mit dem Longboat in die Schule gebracht.
Die hapa na sasa geht direkt hinter dem Riff vor Anker
Jack schlägt vor, dass wir mit einem unserer Schiffe draussen am Riff ankern, um von dort aus mit den Dinghys zu den Tauch- bzw. Schnorchelspots zu fahren. Grr. da draussen am Riff ankern, da sollten wir besser die Kaia Song nehmen, zumal Kaia und Gary ja viel mehr Erfahrung haben. Gary geht davon aus, dass wir die hapa na sasa ans Riff nehmen, steht er der Aktion auch kritisch gegenüber oder hat er einfach keinen Bock auf so viele Leute auf seinem grossen Schiff? Ok, Kopf Kino abschalten, Komfortzone erweitern, wir nehmen die hapa na sasa ans Riff. Immerhin ist es ziemlich ruhig als wir los fahren und das soll eigentlich auch so bleiben. Wir ankern innerhalb des Riffs und nicht in der Sosomo Strasse, auch gut. Jack kennt sich hier aus, er macht das seit Jahrzehnten, er steuert die hapa na sasa, wir nähern uns langsam dem Coral Patch hinter dem wir auf einem kleinen Sandfleck ankern wollen. Der Ankergrund steigt binnen Sekunden auf 20m an, aber dichter ans Riff will selbst Jack nicht, der Anker fällt bei 18m und ich gebe, alles was wir an Kette haben, nicht einmal 4fache Wassertiefe. Wenn wir von diesem Sandpatch rutschen, gibt es kein Halten, immerhin ist es hinter uns für eine knappe Meile tief, das sollte uns genügend Zeit geben unsere hapa na sasa, unser zu Hause und alles was wir haben wieder einzufangen. Ich frage Jack noch ob Wind oder Strömung uns um 180° in Richtung Riff drehen könnten, er verneint, ohnehin ist da das Riff, für uns gäbe es da keinen Platz.
Wir liegen mit der hapa na sasa jetzt direkt hinter dem Riff.
Die White Wall, mein erster Tauchgang ohne Instructor
Jack, Gary und ich machen unser Tauchgear fertig und fahren mit dem Dinghy zum Einstieg zur White Wall, während die Mädels die Gegend mit dem Schnorchel erkunden.
Jack fährt uns zum Einstieg, Garry und ich sprechen kurz einige Handzeichen ab und vereinbaren uns auf fidschian style, einen ruhigen, relaxten Tauchgang. Einiges an Strömung hier, so dass wir nicht den Zugang, die Spalte, durch die wir eigentlich gehen wollen, finden. Wir sinken rapide mein Tiefenmesser zeigt 15, 20, 25, 30m, die White Wall ist längst neben uns aber Gary sinkt weiter. Mir geht alles Mögliche des frisch gelernten durch den Kopf, ist er im Tiefenrausch, out of Control, nein, er ist erfahren, sollte er jedenfalls nach all den Jahren sein, wer weiss? Ich gebe Zeichen, er sieht mich nicht, definitiv kein gutes Gefühl, gar nicht gut. Ich gehe noch etwas tiefer, Gary ist locker bei 40m, meine Nullzeit ist hier nur bei einigen Minuten, ich gebe weiter Zeichen, aber entscheide mich meine Tiefe zu halten, bin sowiso schon weiter weg von 30 als mir lieb ist.
Neben mir ist die White Wall, über mir blinzeln einige Sonnenstrahlen durchs Wasser, unreal. Verbanalisiert ist es wie eine bepflanzte Wand in einem Shoppingcenter an der ich aufblicke, aber dies ist eben nicht „Man Made“, dies ist hier draussen eine vertikale Wand mit schneeweissen Korallen, unglaublich.
Mir kommt es vor wie eine Unendlichkeit, aber irgendwann reagiert Gary auf meine Zeichen und nähert sich langsam wieder. Ich gehe langsam auf 20m, kann diese Welt hier unten immer mehr geniessen. Nach einem Sicherheitsstop und nur 21min Tauchzeit ist dieser erste Tauchgang ohne Instructor zu Ende. Fidschian style war das nicht, nicht für mich. Gary schaut mich ganz verwundert an und meint, alles gut, er fühlt sich bei 40m pudelwohl. Hey der Kerl ist weit über 60, nicht muskulös, nicht kernig und nicht durchtrainiert, ich bekomme es nicht aufgelöst, mir fehlt wohl die Tauch-, wie auch die Lebenserfahrung.
Jack fährt Gary und mich zum Drop in der White Wall.
Runter, runter und noch weiter runter, aber unter mir scheint noch jemand zu sein.
Traumhaft schöner Blick auf die weissen Korallen.
… und während wir Tauchen erkundet Paula das Riff mit Taucherbrille und Schnorchel.
Mein erster Tauchgang mit Louisa
Nach einem sehr leckeren Lunch an Bord der hapa na sasa, vorbereitet von Kaia und Urte, brechen wir zu unserem zweiten Tauchgang auf. Der Wind hat inzwischen deutlich aufgefrischt und etwas gedreht, so dass selbst Jack mit unserem Ankerspot nicht mehr happy ist. Wir lichten den Anker und fahren dichter an unseren nächsten Tauchspot, die Fish Factory. Der Anker fällt auf 16m, Jack meint aber, dass wir dieses mal den Anker nicht einfahren sollen, sonst rutschen wir gleich vom sand patch. Ok er hat die Erfahrung, er macht das hier seit Jahren und hinter uns ist wieder genügend Raum.
Louisa und ich machen uns zu unserem Tauchgang fertig, aufregend, Louisas erster Tauchgang mit mir, alleine ohne Instructor. Louisa und ich sind längst im Wasser, Gary wuchtet noch sein Gear mit all dem Blei auf den Rücken. Wir vereinbaren, dass Louisa und ich zusammen tauchen, Gary ist mehr oder weniger unabhängig von uns. Hier unten ist einiges los, der Spot macht seinem Namen alle Ehre, viele verschiedene Fische und Korallen. Bei den Korallen ist wieder zu beobachten, dass einiges kaputt ist, wahrscheinlich aber nicht erst seit Winston. Die Zerstörung der Korallen ist wirklich dramatisch, wirklich grossflächig intakte Korallen haben wir das letzte Mal in den Tuamotus gesehen. Der Tauchgang mit Louisa ist relaxt, fidschian style und technisch einwandfrei. Ich bin sehr happy, dass ich für uns die Tauchausrüstung gekauft habe und dass wir in Savusavu so schnell den Open Master gemacht haben.
Louisa kurz vor ihrem ersten Tauchgang ohne Tauchlehrer.
Louisa und ich am Rainbow Reef.
Ein schöner Tauchgang an der Fish Factory am Rainbow Reef, im Hintergrund die hapa na sasa, die direkt am Riff ankert.
Jack Fisher am Steuer der hapa na sasa.
Wow, was man in einem Tag alles erleben und lernen kann, was für ein spannender und genialer Tag. Danke Jack.