Angeln auf der Atlantiküberquerung oder vielmehr Hochseeangeln?

Angeln auf der Atlantiküberquerung oder vielmehr Hochseeangeln?

Was waren eigentlich die Dinge, die mich am meisten auf der Überfahrt beeindruckt haben? Erst einmal war da das Gefühl oder auch Nicht-Gefühl von Raum und Zeit. In den ersten 2 Wochen gab es keinen Zeitdruck, es gab nicht dieses, „wenn wir einen Knoten schneller sind, kommen wir noch im Hellen an“, so wie es mir immer auf den kurzen Tages oder Mehrtagesüberfahrten geht. Nein, es war die Reduzierung darauf, das Boot und die Crew zu pflegen, d.h. gut zu essen, gut zu schlafen und die Segel gut einzustellen, so dass die Bootsbewegung möglichst angenehm ist, bei möglichst hoher Geschwindigkeit in die richtige Richtung. Ja, selbst die Richtung, wohin man fährt ist nicht soo relevant. Wenn das Boot oder die Segel auf dem eigentlichen Kurs unerträglich schlagen, dann fährt man für einige Stunden mal nicht direkt in die Richtung des eigentlichen Zieles. Für mich war dieser Effekt die absolute Entschleunigung, wobei das natürlich nicht mit einer komplett entspannten, gechillten Überfahrt gleich zu setzen ist. Nein, gerade beim ersten Mal, mit nur 2 Erwachsenen und 3 Kindern ist man nicht immer entspannt, so auch ich nicht. Ein grosser Unterschied zu einer reinen Erwachsenen-Crew ist z.B. dass wir nach unserer Wache eben für die Kinder gesorgt oder mit ihnen Schule gemacht haben und nicht ein Buch in die Hand nehmen konnten, um den Rest der Freiwache „in der Sonne zu dösen“.

Fische, hätte nie gedacht, wie viel Freude sie mir bereiten

Die zweite wirklich beeindruckende Sache waren Fische. Von den fliegenden Fischen, die blitzartig aus dem Wasser schiessen hatte ich bereits berichtet. Hier bekommen unsere Kinder im Kindergarten überigens eine völlig falsche Vorstellung. Bei dem Spiel „Alle …. fliegen hoch“, fliegen Fische sehr wohl hoch.
Geangelt hatten wir ja bereits in Spanien und Portugal, aber verglichen mit dem was wir auf der Überfahrt gefangen haben, waren die Fische in Spanien nur Spielzeug – oder Köder? In Erwartung grösserer Fische hatten wir unsere Technik vereinfacht, eine Nylonline auf einer Rolle (so wie man sie zum Drachen steigen nimmt) und eine Umlenkung aus einem alten Fahrradschlauch. Beisst ein Fisch an, so wird die Kraft von der Leine ersteinmal auf den Fahrradschlauch übertragen, der Haken setzt sich, um dann noch ein wenig Leine von der Rolle zu nehmen (die Rolle hatten wir mit etwas Spiel eingebunden). Diese Technik erwies sich als sehr erfolgreich.

Angelequipment auf der hapa na sasa
Links sieht man die rote Rolle mit der Angelschnur, rechts unten hinter dem Steuerrad der Fahrradschlauch zur Umlenkung der Leine. Im Hintergrund schwimmt ein Algenteppich…

Am zweiten Tag hatten wir den ersten Biss

Wir hatten es gar nicht sofort mitbekommen, ich war gerade unten bei den Kindern, als ich merkte, dass sich draussen die Geräusche verändert hatten. Ich hörte sozusagen ein zusätzliches Plätschern. Nach einem kurzen Blick nach hinten war schnell klar, woher das Geräusch kam, ein Fiiiisch, alle schossen sofort an Deck. Der arme Kerl hatte unseren Köder etwas unglücklich erwischt, so dass er oben auf einer Welle schwamm und sich gleichzeitig immer um die eigene Achse drehte. Ich fing also an Hand über Hand, natürlich mit Handschuhen, die Schnur einzuholen und gleichzeitig wickelte Franka diese auf die Rolle. Kurze Zeit später hatten wir einen wunderbaren, 90cm langen, Mahi Mahi an Deck liegen, inzwischen wissen wir, dass diese Fische auch Golddorade genannt werden, aber in unserem Buch stand Mahi Mahi und mal ehrlich, ist doch ein viel schönerer Name für einen Fisch.

Erster Mahi Mahi auf der Atlantiküberquerung mit unserer hapa na sasa

90cm Mahi Mahi unser erster grosser Fang

Der Mahi Mahi wird erst gehäutet und dann direkt filetiert

Die weitere Verarbeitung des Fisches war noch etwas ungeübt, dank des sehr zu empfehlenden Buches „Fishing Guide for Cruisers“ waren die Schnitte zum Abziehen der Haut aber schnell gesetzt, nur, dass bei unserem Fisch die Haut nicht so leicht abging wie beschrieben. Das Filetieren ging Dank der in einer spanischen Ferreteria gekauften Messer bestens und kurze Zeit später lag herrlicher frischer Fisch auf unseren Tellern. Von diesem Fisch haben wir zu fünft 2 Tage satt gegessen.

Die Golddorade filetieren und dann ab in die Pfanne

Köstlicher Mahi Mahi frischer geht es nicht

Mahi Mahi schon ganz cool, aber dass ich mal einen Bonito rausziehe, hätte ich mir nie träumen lassen

Vor einigen Jahren, als ich mit Tono in Laredo gesegelt bin, ok, ich kann ja ehrlich sein, es ist fast 20 Jahre her, hat dort ein ca. 10m Motorboot, welches vom Thunfischangeln kam, festgemacht. Damals schon war ich extrem beeindruckt von diesen Fischen mit den runden festen Körpern, alles Muskeln, denn Thunfische sind schnelle und ausdauernde Jäger. Und jetzt, hatten wir einen Bonito, eine Thunfischart, am Haken. Als ich dies sah, kurz bevor ich den Kerl aus dem Wasser zog, konnte ich es kaum glauben. Wir hatten keine Waage dabei, so dass das Gewicht nicht dokumentiert ist, aber schwer war er und knapp 70cm lang.

Ein toller Bonito hängt am Haken

Mehrere Kilo bestes Bonitosteak wird es die nächsten Tage geben

Ein knapp 70cm langer Bonito

Hee machen, heisst auf schwäbisch töten, so habe ich es von Werner gelernt. Zum Ausbluten werden an bestimmten Stellen Schnitte gesetzt, nach mehrmaligem Nachlesen und Positionsbestimmung am Fisch konnte dies dann auch geschehen. Bonitos und Thunfisch werden am besten zu Steaks verarbeitet, Bauch von hinten aufschneiden, ausnehmen und Kopf ab ,und da hielt ich dieses feste Fleisch in den Händen, einfach genial.

Bestes Bonitosteak für die nächsten Tage

Die Steaks waren so gross, dass eines gerade so in unsere grösste Pfanne passte. Inzwischen hatten wir gelernt, dass wir Fisch auch fast ohne Beilage essen können, ein paar Zwiebeln, ein bisschen Tomate und Bonitosteak, Hammer!, 3 Tage haben wir richtig gut Bonito gegessen.

Ein grosser Fisch schwimmt jetzt mit unserem Köder durch den Atlantik

Nachdem wir den wunderbaren Bonito gefangen hatten, haben wir die Angel einige Tage nicht ausgebracht, denn wir hatten ja genügend Fisch. Nach einem weiteren Tag, an dem wir fischfrei gegessen haben, ging die Angel wieder raus.
Plötzlich schnappte unser Fahrradschlauch, Leine rauschte aus, wie wir es vorher noch nie hatten und dann war Ruhe. Das war etwas grösseres, der Köder war weg und durch den enormen Zug hatte sich unsere Angelrolle gleich mal mit den Seilen, mit denen wir sie am Schiff befestigt hatten, verschweisst. Schade, hätte ich doch gerne herausgefunden, wie gross dieser Fisch war.
Während der weiteren Überfahrt haben wir noch weitere Mahi Mahis gefangen, alle zwischen 60 und 90cm, insbesondere am vorletzten Tag wurden wir noch mit einem 90cm Mahi Mahi belohnt. Insgesamt hatten wir einen Bonito und sechs Mahi Mahis, einer ist mir beim Ausbluten aus eigener Dummheit über Bord gerutscht. Von unserer 24tägigen Überfahrt haben wir also an knapp der Hälfte der Tage satte Fisch gegessen, was für ein tolles Ergebnis für uns als blutige Angelanfänger.

Louisa mit einem grossen Mahi Mahi

Paula mit einem grossen Mahi Mahi

90cm Mahi Mahi

Mahi Mahi, ein schöner Fisch

Lecker lecker frischer Fisch.
Lecker, lecker frischer Fisch, so gut kann es uns jeden Tag auf der hapa na sasa gehen.

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